Heiligkeit – der einzige Weg zum Himmel

Stimmt es, dass wahre Heiligkeit der einzige Weg zur Glückseligkeit ist und dass niemand ohne Heiligkeit Gott je von Angesicht zu Angesicht sehen wird? Möge Nachfolgendes dazu dienen, die Welt davon zu überzeugen:

1. Die Zahl derer, die ewiglich glücklich sein und Gott im Himmel von Angesicht zu Angesicht sehen werden, ist sehr gering, denn nur sehr wenige trachten nach dieser Heiligkeit. Offb 3:4: „Aber du hast einige wenige Namen in Sardes, welche ihre Kleider nicht befleckt haben; und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind es wert.“ Es ist offensichtlich, dass nur wenige errettet werden (Mt 22:14).

Unter den vielen, die ein heiliges Bekenntnis hatten, gab es nur wenige, die ihrer heiligen Berufung gerecht wurden, indem sie ihre innere und äußere Reinheit wahrten. Der heilige Same ist eine „kleine, kleine Herde“ (Lk 12:32). Im Griechischen wird hier die doppelte Verkleinerungsform verwendet, „kleine, kleine Herde“, um zu zeigen, wie außerordentlich klein sie ist. Mit Gnade erfüllte Seelen sind vergleichbar mit den dreihundert Männern Gideons; Seelen, denen es an Gnade mangelt, sind wie die Midianiter, die einer Schar Heuschrecken glichen (Ri 7:7.12).

„Aber die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden!“ (Mt 7:14). Wenige sind es, die ihn finden, denn es sind nur wenige, die ihn beachten, ihn lieben, ihn mögen oder nach ihm fragen. „…die ganze Welt [befindet] sich im Bösen“ (1Joh 5:19) und wird in ihren Sünden sterben (Joh 8:21). [Unter ihnen befinden sich bekennende] Christen. Viele von ihnen sind Papisten, Atheisten, Heuchler, Trinker, Flucher, Lügner, Ehebrecher, Götzendiener, Unterdrücker! Viele von ihnen sind stolz, begehrlich, fleischlich, formell, lauwarm, gleichgültig! Wenn diese Sünder von denen, die in der Tat heilig und voller Gnade sind, getrennt werden – wie es auch am Gerichtstag sein wird – wird es dann nicht schnell deutlich, dass die Herde Christi eine sehr, sehr kleine Herde ist?

Stimmt es also, dass wahre Heiligkeit der einzige Weg zur Glückseligkeit ist und dass niemand ohne Heiligkeit Gott je von Angesicht zu Angesicht sehen wird? Möge deshalb Nachfolgendes dazu dienen, folgende Menschen von ihrem elenden und bedauerlichen Zustand zu überzeugen:

2. Alle gottlosen Menschen, die sich der Boshaftigkeit hingegeben haben; die in jeder Gottlosigkeit schwelgen und sich an jeder erdenklichen Unreinheit erfreuen; die voller Gier darauf aus sind, Böses zu verüben; die Frevel und Sünde mit Banden der Nichtigkeit heranziehen; die sich selbst damit ermüden, Frevel zu verüben; die so verzweifelt darauf aus sind, Bosheit zu verüben, dass weder die Rute Gottes noch die Schläge und Hiebe ihres eigenen Gewissens, noch die Blitze der Hölle, die sich über ihre Seele ergießen, sie aufhalten können; die entschlossen sind, ihre Lüste zufrieden zu stellen, selbst wenn sie dadurch ihre Seelen verdammen; die gottlos leben, obwohl sie dadurch auf ewig zerstört werden; jene, die durch die Gewöhnung an die Sünde ihr Gewissen gegenüber der Sünde zerstört haben und dadurch ihr Herz in hoffnungslose Verhärtung gebracht haben, so dass nun weder Gottes Lächeln noch Seine Missbilligung, weder Seine Verheißungen noch Drohungen, weder Leben noch Tod, weder Himmel noch Hölle, weder Predigt noch Elend, weder Wunder noch Gnade sie aufhalten können. Sie entwickeln sich von schlimm zu sehr schlimm, von sehr schlimm zu überaus schlimm. Diese Seelen wurden von Satan jämmerlich geblendet, und sind reif für den Ruin.

Natürlich wird Gott die Tore der Herrlichkeit vor solchen Übeltätern verschließen. Alle, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit hatten, werden gerichtet werden (2Th 2:12). Ein frevelhafter Mensch ist jemand, der die Sünde liebt, der Sünde begeht. Er hat es gewählt, in der Sünde zu leben.

Augustinus sagte, dass er „um nichts in der Welt eine halbe Stunde als böser Mensch leben möchte, denn er könnte in dieser halben Stunde sterben“. Die Herzen und Wege der bösen Menschen sind voller Höllen; solche Menschen daher in den Himmel eingehen zu lassen, wäre, als fülle man den Himmel mit Höllen an.

3. Wenn wahre Heiligkeit wirklich der einzige Weg zur Glückseligkeit ist; wenn Menschen bereits auf Erden heilig sein müssen; wenn sie sonst nicht das Angesicht Gottes im Himmel schauen werden; dann blickt diese Tatsache säuerlich und traurig zugleich auf all diejenigen herab, die sich mit Höflichkeit und allgemeiner Moral selbst zu Gefallen leben; die gute Negativ-Christen sind, die sich selbst seligpreisen, weil sie nicht fluchen und weder Trinker noch Wucherer noch Ehebrecher sind. Sie sind gerecht und aufrichtig in ihrer Handlungsweise. Niemand kann sagen, dass er von ihnen falsch behandelt worden sei. Ihr Verhalten ist anständig, liebenswürdig und harmlos.

Aber auch wenn sie ein noch so gutes Gesicht aufsetzen, muss ich ihnen dennoch sagen, dass Anstand nicht mit Heiligkeit gleichzustellen ist. Sich auf seinen Anstand zu stützen ist ein hübscher Gräuel – ein glatter Weg zur Hölle und zum Untergang. Ich kann von allen anständigen Menschen, denen es an wahrer Heiligkeit, welche zur Glückseligkeit führt, mangelt, dasselbe sagen, was Erasmus über Seneca sagte, nämlich: „Wenn man ihn als Heiden betrachtet, erscheinen seine Schriften wie die eines Christen. Betrachtet man ihn jedoch als Christen, so erscheinen seine Schriften wie die eines Heiden.“ Genauso ist es, wenn man das Leben vieler anständiger, moralischer Menschen betrachtet. Du wirst feststellen, dass sie lauter, fair, angenehm und rechtschaffen sind, so dass du bereitwillig sagen würdest: „Gewiss sind dies heilige Menschen.“ Doch dann beobachte einmal, wie wenig vertraut sie mit Gott, mit Christus, mit der Schrift, mit der Art und Weise und dem Wirken des Geistes sind, ferner mit dem Schmutz der Sünde, mit den Absichten und Anschlägen Satans, mit ihrem eigenen Herzen, mit der neuen Geburt, und mit der großen Besorgnis in Bezug auf die Ewigkeit, und sie werden in deinen Augen nichts als Heiden sein; Menschen, denen es an allen Grundsätzen der Gnade und Heiligkeit mangelt; denen sowohl der Umgang und die Gemeinschaft mit Christus, das verborgene und inwendige Wirken des Geistes Christi sowie die geistlichen Pflichten und der von Christus geforderte Dienst völlig unbekannt sind.

Anstand ist in vielen Fällen die Amme der Gottlosigkeit, die Mutter der Schmeichelei und ein Feind wahrer Heiligkeit. Die Tatsache, dass sich viele etwas auf ihren Anstand einbilden, hält sie davon ab, nach inwendiger und äußerlicher Heiligkeit zu trachten. Moral erweist sich für viele als Fessel der Ungerechtigkeit (Mt 5:19-20; Apg 7:54, 13:59, 17:17-18; Röm 8:7). Es gibt Menschen, die von den schönen Darbietungen des Anstands so geblendet sind, dass sie weder die Notwendigkeit noch die Schönheit der Heiligkeit erkennen. Es gibt solche, die sich jetzt zwar ihrer Moral rühmen, letzten Endes jedoch auf Grund ihres Mangels an wahrer Heiligkeit von Gott verachtet und verstoßen werden (Mt 25:3.11-12).

Bedenke Folgendes: Selbst wenn ein moralischer Mensch für vieles gut sein mag, so ist er doch nicht gut genug, um in den Himmel zu kommen. Er ist nicht gut genug, um verherrlicht zu werden (Mt 5:20). Es gibt außer wahrer Heiligkeit nichts in der Welt, das den Menschen die Herrlichkeit erlangen lässt. Betrügt eure eigenen Seelen nicht! Niemand wurde je in einem Wagen der Neutralität oder Mittelmäßigkeit in die Herrlichkeit gefahren. Wer nicht durch und durch heilig ist, ist überhaupt nicht heilig. Nur völlige Heiligkeit berechtigt zur ewigen Freude.

Thomas Brooks, 1662 (Auszug)

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