Heilige Freimut

“Und nun, Herr, sieh an ihre Drohungen und gib deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden.” (Apg 4:29).

Dies sollte der Ruf des gesamten Volkes Gottes sein, besonders in unserer Zeit, wo Satan und seine Heere herumstolzieren, als seien sie dreist und wagemutig. Da ist eine Welt, die für Christus gewonnen werden muss. Da sind zerstreute Heilige, die heim zu der einen Herde versammelt werden müssen. Da sind Bollwerke der falschen Religion, die niedergeschlagen werden müssen und all das muss geschehen sein, bevor die Zeit von der Ewigkeit verschlungen wird. “Kleide dich, Zion, in deine Kraft … schüttle [dich] … stehe auf!” Wir sind noch zu ängstlich, zu furchtsam, zu vorsichtig und zu “weise”. Während wir davor zurückschrecken, unsere Aufgaben auszuführen, tritt Satan freimütig hervor, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, was jemand sagt oder denkt. Das geht nicht! Freimut muss auf Freimut stoßen! Wir müssen dem Feind mit der Realität einen Schock versetzen und ihm zeigen, mit wem er es zu tun hat!

Heilige Freimut war schon immer eine Charaktereigenschaft des Volkes Gottes. Sie kennzeichnete die Predigt von Johannes dem Täufer. Ob sie nun über das Land donnerte: “Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen?”, oder die Zielscheibe im Palast des Königs Herodes traf: “Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben.” – ihre Stimme war unschlagbar. Ebenso war Freimut ein Bestandteil im Leben der Apostel. Als die Hohenpriester und ältesten ihnen geboten, nicht im Namen Jesu zu reden, reagierten sie darauf mit einem feurigen Gebet um Freimut, wie es im einleitenden Textwort zitiert wurde. Kompromissschließende Geister hätten den Namen Jesu bereitwillig mit einem weniger “offensiven” Ausdruck ersetzt, wie zum Beispiel mit “der höheren Macht” oder “Mutter Natur”, aber die Apostel beugten sich nicht vor einem solch feigen Unsinn. Feigheit kann nicht in brennenden Herzen wohnen, die im Gebet zu Gott emporgehoben werden. Solche Herzen werden mit dem Heiligen Geist erfüllt, der wiederum derartige Leben mit dreisten Handlungen erfüllt, welche die Welt auf den Kopf stellen.

Zu allen Zeiten war jeder geistliche Reformator zweifellos von heiliger Freimut geprägt. Die Heiligen der Reformation des 19. Jahrhunderts hatten den besonderen Auftrag, die Wahrheit über den einen Leib Christi zu verbreiten; eine Wahrheit, die dem Teufel und seinen sektenliebenden Anhängern verhasst war und deshalb von ihnen heftig angegriffen wurde. Wiederum war Freimut notwendig. Mutter Sarah Smith besaß sie und verkündete: “Gott nahm all das Zurückschrecken und die Furcht vor Menschen und Teufeln aus mir heraus.” Br. Warner, dem dieses göttliche Werk anvertraut war, versprach “Babylon und all ihren Begleiterscheinungen … nichts als Feuer, Schwert, Hammer und vernichtende Salven aus dem Waffenarsenal des Wortes Gottes”. Gepriesen sei Gott für diese Heiligen! Sie liebten die Ehre bei Gott mehr als die Ehre bei den Menschen.

Und nun sind wir an der Reihe. Werden wir zurückweichen, wenn uns die Geister der Menschenfurcht, der Furcht vor Altersgenossen, der Furcht vor Schmach, oder was auch immer für ein Geist der Furchtsamkeit in der Luft sein mag, gegenüberstehen? “Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft.” (2Tim 1:7). O, dass Gott aufs Neue Seinen Geist der Kraft über uns ausgießen würde!

Wie kommt Freimut zu Stande? Als erstes ist Heiligkeit, als die Grundlage der Freimut, zu erwähnen. “Der Gerechte aber fühlt sich sicher wie ein Junglöwe.” (Spr 28:1). Ferner wird dieses feurige Element durch enge und intime Gemeinschaft mit Gott entfacht, denn “als sie … die Freimütigkeit des Petrus und Johannes sahen … erkannten [sie] sie, dass sie mit Jesus gewesen waren” (Apg 4:13). Folglich wird “das Volk, das seinen Gott kennt, sich stark erweisen und entsprechend handeln.” (Dan 11:32). Hiermit sind dreiste, wagemutige Handlungen gemeint, wie zum Beispiel rein und heilig in dieser bösen Welt zu leben und angesichts von Widerstand standhaft und treu für Gott zu stehen. In der Tat ruft Verfolgung sogar Freimut hervor. Paulus’ Gefangenschaft veranlasste die Brüder, zuversichtlicher zu werden und sich “viel mehr [zu] wagen, das Wort Gottes ohne Furcht zu reden” (Phil 1:14). So lesen wir wiederholt in der Schrift, dass wenn der Feind aufgebracht war, die Heiligen freimütig wurden in dem Herrn, der dann “dem Wort seiner Gnade Zeugnis gab, indem er Zeichen und Wunder geschehen ließ durch ihre Hände” (Apg 14:3).

Zuletzt sei noch erwähnt, dass Freimut in dem Maße zunimmt, wie sich die geistliche Vision erweitert. Je mehr wir erkennen, wie überaus sündig die Sünde ist, desto dreister werden wir ihr auch widerstehen. Ein volleres Verständnis der Wahrheit wird uns dazu veranlassen, Irrtümer freimütiger aufzudecken. Eine klarere Vision der Gemeinde wird einen kühneren Stand gegen falsche Religion mit sich bringen. Ein scharfes Empfinden von der Kürze der Zeit und dem herannahenden Gerichtstag wird Freimut im Umgang mit verlorenen Seelen auslösen und wird uns, um unserer eigenen Seele willen, ermutigen, den Versuchungen zu widerstehen und den Kampf bis zur Himmelspforte durchzukämpfen. Sich in diesem Leben zu drücken und auszuweichen, wird Verzagtheit im Jenseits zur Folge haben. Wenn wir deshalb hoffen, “dass wir Freimütigkeit haben am Tag des Gerichts” (1Jo 4:17), werden wir hier gut bestückt damit sein müssen.

“Und als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren: und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.” (Apg 4:31). Wage dich nicht, zu sagen: “Das gilt nicht für mich.” Dies gilt für jedes Kind Gottes. Der Herr ist heute noch ebenso gewillt, Gebete zu beantworten, wie Er es damals getan hat. Lasst uns in unserem Bedürfnis nach Kühnheit “mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade” , so dass wir im Angesichte jeder Aufgabe, Prüfung und jedes bedrohlichen Feindes “zuversichtlich sagen können: Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten. Was soll mir ein Mensch tun?” (Hebr 13:6). ?

Schw. Elfie Tovstiga

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