„Ach, dass doch das ganze Volk des Herrn weissagen würde! Dass doch der Herr seinen Geist auf sie legen würde!“ (4Mo 11:29).
Dieser verzweifelte Schrei des Predigers vor alter Zeit war die Reaktion an diejenigen, die nicht wollten, dass die prophetische Salbung auf andere im Lager fiel. „Eiferst du für mich?“ Mose war jedoch ein wahrer Prophet, ein Prediger der Prediger, der mit Gott in Berührung war, dessen Angesicht strahlte und der mit einer Zunge aus lebendigem Feuer sprach. Er hatte die Vision und die Bürde eines Propheten.
„Möge es doch mehr Prediger geben!“
Dies ist auch heute noch das Sehnen eines jeden wahren, von Gott inspirierten Propheten.
Die Verkündigung ist die von Gott gewählte Form zur Errettung der Welt. So war es schon immer gewesen. Von Noah wird uns berichtet, dass er ein „Verkündiger der Gerechtigkeit“ war (2Pt 2:5), indem er die vorsintflutlichen Menschen durch Wort und Tat vor dem drohenden Gericht warnte und ihnen Barmherzigkeit darbot.
„Ich habe heftig geeifert für den Herrn, den Gott der Heerscharen“, klagte der einsame Prediger auf dem Berg Horeb. „Die Kinder Israels haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert umgebracht; und ich allein bin übriggeblieben, und sie trachten danach, mir das Leben zu nehmen!“ Doch die Stimme eines sanften Säuselns versichert dem verlassenen Elia: „Ich aber habe in Israel siebentausend übrigbleiben lassen, nämlich alle, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor Baal und deren Mund ihn nicht geküsst hat!“ (1Kön 19). Geh in der Vollmacht des Himmels und salbe einen anderen aus ihrer Mitte zum Propheten!
Es mangelt nicht an Menschen, denen Gott die himmlische Berufung auferlegen könnte. Ob sie nun wie Elisa mit den Ochsen auf dem Feld pflügen oder wie Hesekiel am Fluss verschmachten. Ob sie sich mit Fischernetzen abmühen wie Petrus und die Söhne des Zebedäus oder ob sie die Gemeinde Gottes wie Saul von Tarsus verfolgen. Gott hat sie von Mutterleib an dazu berufen, den Menschen das Wort des Herrn zu verkünden. Und wenn sie der Gnade, die sie berufen hat, gerecht werden und sie nicht durch Ungehorsam verspielen, werden sie die Welt segnen und die Verlorenen retten.
Von all den Gaben des Heiligen Geistes ist die Verkündigung die größte. „Ich wünschte“, sagte Paulus, der Fürst unter den Predigern, „dass ihr alle in Sprachen reden würdet, noch viel mehr aber, dass ihr weissagen würdet. Denn wer weissagt, ist größer, als wer in Sprachen redet; …strebt danach, zu weissagen.“ (1Kor 14:5.39). Wunder sind herrlich. Heilungen sind das „Brot der Kinder“. Erkenntnis und Sprachen sind vortrefflich. Jedoch ist es die Verkündigung, welche die Gemeinde erbaut und Sünder überführt (V. 3 & 24-25). Im Verhältnis zu allen anderen geistlichen Gaben steht die Verkündigung an erster Stelle.
Von der Verkündigung kann wirklich gesagt werden, dass es…
keine herrlichere Arbeit gibt: „Wie lieblich sind die Füße derer, die Frieden verkündigen, die Gutes verkündigen!“ (Röm 10:15).
keine größere Verantwortung gibt: „Ich bin dazu verpflichtet, und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigen würde!“ (1Kor 9:16).
keine demütigendere Berufung gibt: Es gefiel „Gott, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben.“ (1Kor 1:21).
Männer und Frauen können das Paradies der Erlösung nicht betreten und zum Baum des Lebens gelangen, es sei denn, sie gehen zuerst an den Cherubim vorbei, die das flammende Schwert des Wortes Gottes in der Hand halten (Eph 6:17; Hebr 4:12). Es führen weder Umleitungen noch Abkürzungen an denen vorbei, welche die Worte des Lebens haben. Und wie sollten sie auch ohne einen Verkündiger hören (Röm 10:14)?
„Die Weissagung verachtet nicht“, war das Gebot an die Gläubigen in Mazedonien (1Th 5:20). In unserer Zeit ist diese Ermahnung umso notwendiger, da die Wortverkündigung in Kirchen mittlerweile den kleinsten Teil des Gottesdienstes ausmacht, indem sie durch wilde und ausgelassene Bühnenauftritte der Lobpreisbands in den Hintergrund verdrängt wird.
Gesang kann wunderbar und biblisch sein. Lieder beinhalten Botschaften. Lieder, die lehrmäßige Wahrheiten beinhalten, können zur Erbauung der Gläubigen gesungen werden. Allerdings begehen Christen einen Fehler, wenn sie zulassen, dass der Gesanggottesdienst die Zeit für das Wort Gottes beeinträchtigt. Die Predigt macht den Hauptbestandteil eines christlichen Gottesdienstes aus und muss immer den Vorrang haben.
Die öffentliche Versammlung ist der Ort für die Predigt, sei dies im Versammlungshaus oder – wie Whitfield und Wesley uns lehrten – unter freiem Himmel. Die Wortverkündigung ist eine öffentliche Verpflichtung und von Natur aus etwas, worauf es zu reagieren gilt. Sie fordert das Publikum auf, zuzustimmen und zu reagieren. Ist es daher verwunderlich, dass die Könige der Erde es während der COVID-19-Krise auf die Kirchen abgesehen haben, indem sie diese davon abhalten, sich zu versammeln oder an einigen Orten sogar ganz verboten haben? Virtuelle Versammlungen sind bekannt für ihre Anfälligkeit zur Ablenkung und den Mangel an menschlicher Verbindung und können niemals an die Stelle der öffentlichen Versammlung treten, welche das eigentliche Umfeld und die Grundlage der Wortverkündigung bildet.
„Predigten als Anhängsel“ und „die Wortverkündigung abgekoppelt von ihrem eigentlichen Wirkungsbereich“: Christen in unserer Zeit sollten und müssen diesen Zwillingssünden entschieden widerstehen!
Wir leben in der Zeit, in der die Predigerschaft wie Engel inmitten des Himmels fliegt und denen, die auf der Erde wohnen „ein ewiges Evangelium zu verkündigen [hat], und zwar jeder Nation und jedem Volksstamm und jeder Sprache und jedem Volk“ (Offb 14:6).
Gehörst du zu dieser Schar? Ach, dass doch mehr gottesfürchtige Männer und Frauen den Ruf hören und hinausgehen würden, um die Ernte einzuholen! Die Verkündigung ist das Erste, und sie wird auch das Letzte sein.
„Ach, dass doch das ganze Volk des Herrn weissagen würde!“ (4Mo 11:29).