Bist du ein Christ?

Es ist leider eine unumstößliche Wahrheit, dass die große Mehrzahl der sogenannten Christen bei weitem nicht dem biblischen Maßstabe gleichkommt. Sie leben weit unter ihren heiligen Vorrechten und Pflichten. Ganze Mengen besitzen nur den Namen; ihnen fehlt sogar der Schein der Gottseligkeit, während Tausende den Schein haben, aber die Kraft Gottes verleugnen. Ihr Leben ist ein sündhaftes, frei von Gottseligkeit, Heiligkeit und Frömmigkeit. Das Leben Jesu sucht man vergeblich bei ihnen. Es ist weder im Familienkreise, noch im Geschäftsleben, bei der Arbeit oder in ihren Gottesdiensten zu finden. Sowohl Prediger als auch Laien haben im Allgemeinen nur einen schwachen Begriff von dem, was Gott von ihnen fordert und was Gottes Wort lehrt. In Wirklichkeit sieht es überaus traurig in der sogenannten Christenheit aus. Hunderterlei Glauben und Glaubensbekenntnisse, tausenderlei religiöse Ansichten und Gesinnungen finden sich vor.

Wo ist der Eine Glaube, der Eine Sinn, das Eine Herz, die Eine Lehre und der Eine Weg? Wo findet man das heilige Leben Jesu, den Glauben, der den Heiligen übergeben ist? Wo sind die Zeichen, Wunder und Krankenheilungen, die denen, die da glauben, folgen sollen? Vergeblich sucht man in dem großen Sektentum nach diesen Dingen. Verwirrung, Unordnung, Meinungsverschiedenheiten, falsche Lehren, Ketzereien, Habsucht, Hochmut und andere Früchte des Fleisches sind die Dinge, die das große Babylon aufzuweisen hat. Jeder aufrichtige Mensch, der nur ein wenig Erkenntnis hat vom wahren Christentum, muss beim ersten Blick den großen Mangel an Geistlichkeit, der in dem großen Kirchentum zu finden ist, erkennen.

Mein lieber Leser, weißt du, dass es nur einen Weg gibt, und dass dieser Weg schmal ist und die Pforte eng? Hast du schon vernommen, dass nicht alle, die da “Herr, Herr” sagen, ins Himmelreich eingehen, dass nicht alle Israeliten sind, die von Israel sind und dass es nicht das Bekenntnis ist, sondern was man in der Wahrheit und der Tat ist? Gottes Wort lehrt uns, dass wir uns selbst prüfen sollen, ob wir im Glauben sind. Gottes Wort ist die Richtschnur und der Prüfstein, so lasst uns ein wenig Selbstprüfung anstellen und sehen, wo wir uns befinden und was wir sind.

Laut Gottes Wahrheit gibt es nur zweierlei Klassen von Menschen, nämlich Sünder und Heilige, die Gottlosen und Ungerechten oder die Gerechten und Frommen. Wir gehören zu einer oder der anderen Klasse. Um vor Gott und Seiner Wahrheit bestehen zu können, müssen wir eine Erfahrung in der Seele haben, die in vollkommener Übereinstimmung mit der Bibel ist. Wir müssen von Gott geboren werden. Eine Neugeburt oder Wiedergeburt muss dem inneren Menschen zuteil werden. Durch dieselbe wird man zu einem neuen Geschöpf, und diese Erfahrung befähigt den aus Gott Geborenen, einen sündlosen und heiligen Lebenswandel zu führen.

“Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde.” (1 Joh 3:9).
“Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt; sondern der aus Gott Geborene bewahrt ihn, und der Böse tastet ihn nicht an.” (1 Joh 5:18).
“Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.” (1 Joh 5:4).

Diese Geburt aus Gott, die der Herr selbst in uns schafft, erlangt man nach rechtschaffener Buße durch den Glauben an Jesum und hierdurch wird man ein Christ. Es gibt eben keinen anderen Weg als den eben erwähnten, um ein Christ zu werden. Die Annahme eines religiösen Glaubensbekenntnisses, sich taufen und konfirmieren zu lassen, zum Abendmahl zu gehen, aus der Kirche ausgeschlossen zu werden oder dergleichen macht uns nicht zum Christen, sondern allein die Geburt aus Gott – die nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. Alle anderen Wege, um das zu werden, was Gott von uns fordert, sind Wege des Irrtums, eitel Lug und Trug und führen zum Verderben. Wohl magst du vorgeben, du seiest bekehrt oder von Gott geboren, aber beweise durch deinen Wandel, dass dein Bekenntnis der Wahrheit entspricht, zeige durch deine Werke, dass du ein Christ, ein Nachfolger Jesu bist, der keine Sünde getan hat, noch Betrug in Seinem Munde gefunden ward. Man muss ein Täter des Wortes sein. Lasst uns ein wenig in dein Familienleben blicken und sehen, ob dasselbe mit deinem Bekenntnis übereinstimmt. Liebst und achtest du deine Frau wie du solltest?

“Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat … jeder von euch liebe seine Frau so wie sich selbst.” (Eph 5:25.33).
“Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie.” (Kol 3:19).
“Ihr Männer ebenso, wohnt bei ihnen mit Einsicht als bei einem schwächeren Gefäß, als dem weiblichen, und gebt ihnen Ehre als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert werden.” (1Petr 3:7).

Wenn du nach Hause kommst und das Essen ist nicht fertig, wirst du dann mürrisch, schiltst und zankst du? Und wenn es dir nicht schmeckt, hast du dann allerlei auszusetzen und zu klagen? Wenn die Kinder ungehorsam sind, kannst du sie in aller Ruhe, ohne zornig oder ärgerlich zu werden, ermahnen und strafen? Wenn du ein wahrer Christ bist, kannst du alles mit Geduld ertragen, auch die Widerwärtigkeiten des Lebens. Wenn in deinem Geschäftsleben alles verkehrt zu gehen scheint, Verluste sich einstellen, oder du gar betrogen und übervorteilt wirst, kannst du dennoch den Frieden Gottes bewahren und wirst weder Hass noch Feindschaft in dir Raum geben?

Christen besitzen die göttliche Liebe, und diese Liebe ist “langmütig, die Liebe ist gütig; sie neidet nicht; die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, … sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. Die Liebe vergeht niemals.” (1Kor 13:4-8).

Nun wollen wir die christliche Hausfrau ein wenig betrachten: “Die Frauen [seien untertan] den eigenen Männern als dem Herrn!” (Eph 5:22).

“Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt.” (Kol 3:18). “Ebenso die alten Frauen in der Haltung, wie es der Heiligkeit geziemt, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig zu sein, den eigenen Männern sich unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.” (Tit 2:3-5).
Man lese noch 1 Petr 3:1-6.

Auch sie kann alle Widerwärtigkeiten des Lebens in Liebe und mit Geduld und Sanftmut ertragen. Im christlichen Heim geht es friedlich, freundlich und lieblich zu. Zank, Streit, Zwietracht, Uneinigkeit, Lieblosigkeit, Grobheit und harte Worte werden dort nicht zu finden sein. Liebe, Geduld, Langmut, Freundlichkeit, Ergebenheit, Sanftmut, Erbarmen, Keuschheit, Friede und Demut sind die geistlichen Früchte eines wahren Christen. Dort steigen inbrünstige, geistliche Gebete zu Gott empor. Das Formwesen ist dort ebenso wenig zu Hause, wie in den geistlichen Versammlungen der wahren Heiligen. Außerdem pflegt man das verborgene Gebet und vernachlässigt nicht das Lesen der Bibel. Auch die Kinder werden darin unterrichtet. Der Wandel vor der Welt ist ehrbar und wird in Sanftmut geführt.

Die Furcht Gottes ist dem Christen stets vor Augen und im Herzen. Er wird seine Seligkeit mit Furcht und Zittern schaffen.

O mein lieber Leser, wer du auch bist und wo du dich auch befinden magst: Bist du ein Christ? Ist dein Wandel heilig, dein Leben rein? Hast du ein reines Herz? Bist du erlöst von aller Sünde, Hochmut, Geld- und Weltliebe, der weltlichen Gleichstellung in der Kleidung? Wem lebst du? Dir selber oder dem Herrn? Sammelst du dir Schätze im Himmel, oder sparst du sie auf für deine alten Tage?

Möge sich jeder Leser ernstlich mit diesem beschäftigen und wohl zusehen, dass er das ist und besitzt, was Gott von uns fordert und uns durch Jesum Christum, unsern Herrn und Heiland, erworben hat.

Wilhelm Ebel

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