Das Reich Gottes

Während Gott der Herrscher des Weltalls, beides, des materiellen und unsichtbaren ist, während Er majestätisch über alle Systeme der Himmelskörper regiert und sie, sozusagen, in Seiner „hohlen Hand“ hält, wo ein jeglicher Himmelskörper in unfehlbarer Weise dem göttlichen Gesetze gehorcht, und in seiner eigenen Bahn und Sphäre bleibt, so hat es Gott doch nach Seinem ewigen Vorsatz und Absicht gefallen, auf einem der geringeren Planeten – der Erde, eines der Systeme zu gründen, welches Er in Seinem Worte als ein Königreich, oder das Reich Gottes bezeichnet.

In den Jahrhunderten, welche der Schöpfung folgten, war es den Menschen zur Gewohnheit geworden, sich zu Königreichen zu versammeln, über welche gewöhnlich ein Herrscher oder König regierte und unter welchen ein beständiger Kampf und Streit für die Oberherrschaft vorhanden war. Diesen allbekannten Zustand als eine Illustration oder Erläuterung gebrauchend, suchte Gott den Sinn oder das Gemüt der Leute für Seine eigene, geistliche Herrschaft über Sein Volk vorzubereiten.

Gott gab dem König Nebukadnezar von Babylon während seiner Regierung einen Traum, welcher den König beunruhigte, obgleich er sich dessen nicht erinnern konnte. Nachdem alle Sternseher, Weisen und Zauberer es verfehlt hatten, ihm den Traum zu sagen, offenbarte Gott denselben Daniel, sowie auch die Auslegung desselben. „Du, König, sahest, und siehe, ein großes und hohes und sehr glänzendes Bild stand vor dir …. des Bildes Haupt war von feinem Golde, seine Brust und Arme waren von Silber, sein Bauch und seine Lenden waren von Erz, seine Schenkel waren Eisen, seine Füße waren eines Teils Eisen und eines Teils Ton. Solches sahest du, bis dass ein Stein herab gerissen ward ohne Hände; der schlug das Bild an seine Füße, die Eisen und Ton waren, und zermalmte sie. Da wurden miteinander zermalmt das Eisen, Ton, Erz, Silber und Gold und wurden wie Spreu auf der Sommertenne, und der Wind verwehte sie, dass man sie nirgends mehr finden konnte. Der Stein aber, der das Bild schlug, ward ein großer Berg, dass er die ganze Welt füllte. Das ist der Traum. Nun wollen wir die Deutung vor dem König sagen …. Du bist das goldene Haupt. Nach dir wird ein anderes Königreich aufkommen, geringer denn deines. Danach das dritte Königreich, das ehern ist, welches wird über alle Lande herrschen. Und das vierte wird hart sein wie Eisen …. Dass du aber gesehen hast die Füße und Zehen eines Teils Ton und eines Teils Eisen: das wird ein zerteilt Königreich sein …. wird es zum Teil ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein …. Aber zur Zeit solcher Königreiche wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nimmer mehr zerstört wird; und sein Königreich wird auf kein anders Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und verstören; aber es selbst wird ewiglich bleiben; wie du denn gesehen hast einen Stein, ohne Hände vom Berge herab gerissen, der das Eisen, Erz, Ton, Silber und Gold zermalmte. Also hat der große Gott dem König gezeigt, wie es hernach gehen werde“ (Dan 2:31-45 – alle Schriftstellen nach Luth. Üs.). Die meisten Ausleger stimmen darin überein, dass diese vier Königreiche, worauf hier Bezug genommen wird, das babylonische, meder- persische, das griechische und römische Reich waren, welche aufeinander folgten, wovon die Beschreibung des Typus eines jeglichen mit den Charakteristiken, wie sie in der Geschichte abgebildet sind, übereinstimmt. Überdies ist es eine Tatsache der Geschichte, dass während der Herrschaft des Letzteren, als es den Höhepunkt seiner Macht und Herrlichkeit mit Augustus als Kaiser erreicht hatte, Jesus Christus, der Welt Heiland und Erlöser, als derjenige in Bethlehems Krippe geboren wurde, welcher das Reich gründen sollte, das in den folgenden Worten vorhergesagt wurde: „Aber zur Zeit solcher Königreiche wird der Gott des Himmel ein Königreich aufrichten, das nimmer mehr zerstört wird.“ Der Hauptinhalt der Botschaft und Predigt Johannes des Täufers, als Vorläufer Christi, war: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen …. Bereitet den Weg des Herrn.“ Als Jesus Sein Amt und Seine Wirksamkeit antrat, erklärte Er: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium“(Mark1:15). Wiederum erklärt Er: „Das Gesetz und die Propheten weissagen bis auf Johannes; und von der Zeit wird das Reich Gottes durchs Evangelium gepredigt, und jedermann dringt mit Gewalt hinein“ (Luk 16:16). „So ist ja das Reich Gottes zu euch kommen“ (Matth 12:28). „So kommt ja das Reich Gottes zu euch“(Luk11:20).

Die fleischliche Gesinnung der Juden in jenen Tagen veranlasste sie, den Prophezeiungen in Bezug auf das Kommen des Messias und der Gründung des Reiches Gottes eine buchstäbliche Auslegung und Bedeutung zu geben, welches sie dahin führte, nach der Aufrichtung eines irdischen Königreichs auszuschauen, welches die Herrschaft über die ganze Erde haben und dessen Hauptstadt Jerusalem sein würde. Dadurch, dass Christus verfehlte, ihre Erwartungen in dieser Hinsicht zu erfüllen, wurden sie veranlasst, Jesus als ihren Messias zu verwerfen. Sogar Seine Jünger konnten nur langsam das Wesen und die Natur Seines Reiches begreifen und fassen und tatsächlich fragten sie Ihn vor der Himmelfahrt: „Herr, wirst du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel?“ (Apg 1:6). Nach der wunderbaren Speisung der Fünftausend wollten die Leute Ihn mit Gewalt nehmen und Ihn zum König machen, aber Er entwich ihren Händen, denn Er suchte nicht ein solches Reich. Als Er in der Gerichtshalle war, fragte Ihn Pilatus: „So bist du dennoch ein König?“ Jesus antwortete: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit zeugen soll.“ „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen“ (Joh 18:36). „Da er aber gefragt ward von den Pharisäern: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete Er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch“ (Luk 17: 20-21).

Die Prophezeiung war: „Die Heiligen des Höchsten werden das Reich einnehmen und werden es immer und ewiglich besitzen“ (Dan 7:18). Mit prophetischen Augen in die Zukunft schauend erklärte Daniel dann: „Die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich ein nahmen“(Vers22). Bei einer Gelegenheit sagte Jesus zu den Seinen: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben“ (Luk 12:32). Wiederum sagte Er:„Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“(Matth6:33). Zu Nikodemus sagte Er: „Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh 3:3), und wiederum: „Es sei denn, dass ihr euch umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“

(Matth 18:3). Späterhin schrieb der Apostel: „Danksaget dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht; welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich Seines lieben Sohnes, an welchem wir haben die Erlösung durch Sein Blut, die Vergebung der Sünden“ (Kol 1:12-14).

Aus dem Vorhergehenden kann bereits ersehen werden, dass das Reich Gottes ein geistliches Reich ist, in welchem die Untertanen oder Angehörigen erlöst sind. Als Bestätigung hierauf schreibt Paulus: „Das Reich Gottes ist …. Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geiste“ (Röm 14:17).

Das Reich Gottes besitzt einen bemerkenswerten und hervorstehenden Charakterzug und ein Kennzeichen, welches bedeutend verschieden ist von allen andern Königreichen, da in dem Reiche Gottes alle Angehörigen zu Königen gemacht werden. Gott herrscht und regiert in ihrer aller Herzen, „dem Throne seiner Heiligkeit“, kraft dessen auch sie zu einer königlichen Würde erhoben werden und „herrschen im Leben durch einen, Jesum Christum“. Johannes, in seinem Schreiben an die verschiedenen Gemeinden, schreibt: „Der uns geliebt hat und gewaschen von den Sünden mit Seinem Blut, und hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott und seinem Vater, dem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit“(Offb1:5-6). Und später hinsah er in seinem Gesicht den Löwen von dem Stamme Juda – die Wurzel Davids – wie er überwunden hatte, das Buch der Siegel zu öffnen und die Ältesten fielen vor Ihm nieder und sangen: „Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist erwürget und hast uns Gott erkauft mit deinem Blut aus allerlei Geschlecht und Zunge und Heiden und hast uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, und wir werden Könige sein auf Erden“ (Offb 5:9-10). Petrus schrieb: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1Petr 2:9). Ein königliches Priestertum – das ist ein Priestertum von Königen. Sie sind Priester, weil sie unmittelbaren, persönlichen Zugang zu Gott haben, ohne irgendeinen andern Mittler als Jesus Christus. Sie sind Könige, weil sie in diesem Leben herrschen.

Sie herrschen über sich selbst und über die Welt und die Sünde, denn wir lesen: „Was von Gott geboren ist, überwindet die Welt“ (1Joh 5:4). Salomo sagt: „Besser ein Langmütiger, als ein Held und wer seinen Geist beherrscht, als wer eine Stadt erobert“ (Spr16:32- Elb. Bibel).„Sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses“ (Offb 12:11). Darum erklärt Paulus:„Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, sintemal ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade … Denn nun ihr frei geworden seid von der Sünde, seid ihr Knechte geworden der Gerechtigkeit“(Röm6:14.18). Dieses ist der Sinn, in welchem es Daniel offenbart worden war, dass „die Heiligen des Höchsten werden das Reich einnehmen und werden es immer und ewiglich besitzen“ und in welchem er voraus sah, „dass die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich einnahmen“(Dan7:18.22).

Einen haben wir zum König,
Der besiegt die Höllenmacht,
Der uns Herrlichkeit bereitet
Und uns Gott zu Kön’gen macht.

Soll denn noch die Sünde herrschen,
Auf dass mächt’ger werd‘ die Gnad‘?
Nein, wir herrschen durch die Gabe,
Die uns Gott geschenket hat.

Welche Gnad‘ und welche Liebe
Hat der Vater uns erzeigt,
Dass Er durch den Sohn uns machet
Gar ein königlich Geschlecht!

Voller Freud ist nun das Leben,
Überwunden ist die Welt!
Segen schenkt uns Gott die Fülle
Und mit starker Hand erhält.

Darum singen wir und rühmen,
Was des Lammes Blut getan;
Volles Heil und Sieg erwarb es,
Das kein Feind uns rauben kann.

Ja, ich herrsche schon hienieden –
Sieg in jedem Kampf und Streit!
Durch den treuen, lieben Heiland,
Überwind‘ ich alles weit.

Es war von diesem Reiche, dass der Apostel in Verbindung mit der Auferstehung schrieb: „Denn gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden. Ein jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling Christus; danach die Christo angehören, wenn er kommen wird; danach das Ende, wenn er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird, wenn er aufheben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und Gewalt. Er muss aber herrschen, bis dass er alle seine Feinde unter seine Füße lege. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod“ (1Kor 15:22-26).

Wenn das Reich Gottes auf Erden seinen Zweck erfüllt hat, so wird dasselbe nach dem neuen Himmel und der neuen Erde, worinnen Gerechtigkeit wohnet, verlegt werden. Es war dieses, worauf er mit den Worten Bezug nahm: „Der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel und mir aushelfen zu seinem himmlischen Reich“ (2Tim 4:18). Auch Jakobus nahm Bezug hierauf, als er sagte: „Höret zu, meine lieben Brüder! Hat nicht Gott erwählt die Armen auf dieser Welt, die am Glauben reich sind und Erben des Reichs, welches er verheißen hat denen, die ihn lieb haben?“ (Jak 2:5). Und Petrus schreibt: „Gelobet sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wieder geboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet“ (1Petr 1:3-5). Es war in diesem selben Sinne, dass Jesus, als er von den Zeichen redete, welche Seiner Wiederkunft zur Erde vorhergehen sollten, sagte: „Wenn ihr dies alles sehet angehen, so wisset, dass das Reich Gottes nahe ist“ (Luk 21:31); und dass der Apostel Paulus erklärte: „So bezeuge ich nun vor Gott und dem Herrn Jesus Christus, der da zukünftig ist, zu richten die Lebendigen und die Toten mit seiner Erscheinung und mit seinem Reich“(2Tim4:1).„Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ (Matt 25:34).

Lieber Leser, bist du in dem Reiche Gottes und ist das Reich Gottes in dir? Nur wenn dieses der Fall ist, wird dir dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reiche unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi.

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