Während Johannes auf der Insel Patmos war, bezeugte er: “Ich war im Geist am Tag des Herrn” (Offb 1:10). Dies ist die erste Stelle in der Bibel, in der der Ausdruck “Tag des Herrn” gebraucht wird. Johannes schrieb dies 66 Jahre nachdem der jüdische Sabbat abgeschafft worden war, und muss deshalb auf irgendeinen besonderen Gedenktag des neuen Zeitalters Bezug genommen haben.
Nirgends bezeichnete man den siebten Tag auch nur einmal als den “Tag des Herrn”. “Sabbat” war der Ausdruck, mit dem man sich auf diesen Tag bezog. Weder in der Bibel noch in der Geschichte finden wir auch nur eine Stelle darüber, dass sich der “Tag des Herrn” auf den jüdischen Sabbat bezieht. Selbst die Sabbatisten bezeichnen den siebten Tag nicht als den “Tag des Herrn” (außer, wenn sie den “Tag des Herrn” aus Offb 1:10 hinwegerklären wollen), sondern sie sprechen in all ihren Lehren, Schriften und Gesprächen von dem “Sabbattag”.
In Offb 1:10 wird der Ausdruck “Sabbat” nicht verwendet. Der Sabbat wurde am Kreuz aufgehoben (Kol 2:14-16, Gal 4:10, Röm 14:5), mehr als 60 Jahre bevor Johannes auf Patmos schrieb. Daher kann er sich nicht auf diesen Tag bezogen haben. Eine weitere nennenswerte Tatsache wäre: Jedes Mal, wenn nach Johannes Lebzeit der Ausdruck “Tag des Herrn” in der morgenzeitlichen Gemeinde fiel, war die Rede vom Sonntag, niemals bezog man sich auf den Sabbat.
Im Neuen Testament lesen wir vom “Blut des Herrn”, “Kelch des Herrn”, “Jünger des Herrn”, “Tisch des Herrn”, “Tod des Herrn”, “Leib des Herrn”, “Mahl des Herrn” und “Tag des Herrn”. All diese Ausdrücke weisen auf etwas hin, das sich auf Christus bezieht, und zwar ausschließlich unter dem Evangelium. Jede intelligente Person kann diese Tatsache auf den ersten Blick erfassen.
Der Tag des Herrn ist ein Gedenktag, ein Tag der Erinnerung. Die Religion hat, gleich den Völkerschaften, bestimmte Gedenktage eingerichtet, um sich großer geschichtlicher Ereignisse zu erinnern. Zur Zeit des Alten Testaments galt für Israel der siebte Tag der Woche als der heilige Sabbat und als ein Gedenktag, indem er sie an ihre Errettung aus ägypten erinnerte. Pfingsten und das Passah waren ebenfalls Gedenktage. Wäre es dann nicht seltsam, wenn die bedeutendste aller Einrichtungen, nämlich das Evangelium, kein Denkmal hätte?
Die zwei größten Ereignisse, die jemals auf Erden stattfanden, finden wir in den Evangelien. Es sind der Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Die Erlösung der gesamten Menschheit konzentriert sich auf den Tod und die Auferstehung Christi.
Zwei Denkmäler wurden im christlichen Zeitalter errichtet, um dieser Ereignisse zu gedenken. Diese sind “das Mahl des Herrn” und der “Tag des Herrn”. Das Erste dient dem “Gedächtnis” Seines Todes; das Letztere erinnert an Seine Auferstehung.
Der Sabbat des siebten Tages endete am Kreuz. Im Zeitalter des Neuen Testaments findet er absolut keinen Platz. Er traf in Christus – unserer ewigen Ruhe – auf seinen Ursprung. Der große Gedenktag des neuen Bundes hat keinerlei Beziehung zum Sabbat des vorherigen Zeitalters. Er ersetzt ihn in keinerlei Weise! Es gab nie von Seiten der göttlichen Autorität eine änderung des siebten Tages zum ersten Tag – niemals!
Der Gedenktag des Herrn im Zeitalter des Neuen Testaments ist ein neuer Tag, ein Freudentag eines neuen Ereignisses. Er ist ein Gedenktag des neutestamentlichen Zeitalters und gehört zur Aufzählung der Dinge, die mit inbegriffen sind in der Botschaft des Evangeliums, die da lautet: “Siehe, ich mache alles neu!”
Pliny schrieb in Bezug auf die Christen an Trajan: “Gewöhnlich kamen sie, bevor es hell wurde, an einem festgelegten Tag zusammen und besangen Christus, ihren Gott, im Wechselgesang.” Frühmorgens versammelten sich die Christen – an einem bestimmten festgelegten Tag.”
An welchem Tag wurden die morgenzeitlichen Versammlungen abgehalten? Eusebius, der Geschichtsschreiber, gibt folgende Antwort: “Hiermit wurde durch die Propheten der Gottesdienst angedeutet, der sehr früh morgens und an jedem Morgen des Auferstehungstages in der ganzen Welt durchgeführt wird.”
Der Tag, an dem Christus auferstand, war der festgelegte Tag, an dem die Christen sich zum Gottesdienst versammelten. Pliny war von 106-108 n. Chr. Statthalter von Bithynien in Kleinasien. Genau hier wirkten die Apostel. Nur elf Jahre zuvor war Johannes gestorben.
H. M. Riggle