„Mama.“ Dies war für die meisten von uns das erste Wort, welches unsere Zunge zu formulieren lernte. Und das aus gutem Grund. Es war der Herzschlag und die Stimme von Mama, welche wir bei der Geburt wiedererkannten. Es war Mama, die in den späten Nachtstunden schaukelnd, wiegend und singend auf und ab gelaufen ist, bis wir friedlich eingeschlafen waren. Mamas Kuss war das Heilmittel für all unsere Schürfwunden und blauen Flecken. Sie war die erste Person, zu der wir am Morgen getappt sind, und es war ihre Berührung, die uns abends beruhigt und zu Bett gebracht hat.
In der Tierwelt verliert der Nachwuchs oft jegliche Beziehung zur und Notwendigkeit der Mutter, sobald das Alter der Eigenständigkeit erreicht ist. Doch bei uns ist dies nicht der Fall! Unser ganzes Leben lang verbleibt eine untrennbare Verbindung zu unserer Mutter. In Zeiten der Not strecken wir uns, ungeachtet unseres Alters, unwillkürlich nach ihrer Geborgenheit und Unterstützung aus. Die letzten Minuten im Leben von George Floyd erinnern in rührender Weise daran. Selbst mit 46 Jahren fand er, während er auf dem harten Beton liegend nach Atem rang, noch genügend Kraft, in herzzerbrechender Weise nach seiner „Mama“ auszurufen.
O, Mütter, wie überaus wertvoll ihr doch seid! Wie überaus notwendig ist eure hohe Berufung!
Indem uns der unvergleichliche Wert einer Mutter bewusst wird, seufzen wir beim Anblick der vernichtenden Angriffe gegen diese hohe Berufung der Frauen. Der Wert der Mutterschaft ist in der heutigen Gesellschaft größtenteils verlorengegangen. Frauen stehen unter einem enormen Druck, eine Karriere, ein Ziel, ein Hobby zu verfolgen, irgendetwas nebst dem Muttersein. Die Sache ist, es ist nicht genug „nur eine Mutter“ zu sein.
In den 60er Jahren schrieb Betty Friedan: „Jede vorstädtische Ehefrau kämpft damit alleine. Nachdem sie die Betten gemacht, eingekauft, den passenden Stoff für die Schonbezüge gefunden, Butterbrote mit ihren Kindern gegessen, die Kinder der Pfadfindergruppen herumkutschiert hat und abends neben ihrem Mann liegt, hat sie Angst, sich selbst die stumme Frage zu stellen: „Ist das wirklich alles?“ Die Autorin des Buches Der Weiblichkeitswahn oder Die Selbstbefreiung der Frau schreibt außerdem, dass Hausfrauen Gefangene eines „komfortablen Konzentrationslagers“ seien.
Wahrscheinlich haben die meisten Frauen unserer Zeit ihr Buch nicht gelesen und vielen ist selbst der Name Betty Friedan unbekannt. Dennoch hat das Gedankengut, welches sie in diesem Buch zum Ausdruck bringt, unsere Gesellschaft so durchtränkt, dass wir die Auswirkungen ihrer Worte selbst jetzt noch verspüren. Die Gesellschaft bemitleidet diejenigen Frauen, deren Hauptidentität darin besteht, Mutter und Hausfrau zu sein. Einfach nur eine gute Mutter zu sein ist nichts überaus Rühmenswertes. Kann diese Mutter sich jedoch einen Doktortitel, eine gut bezahlte Stelle oder eine engagierte Rolle in irgendeiner Angelegenheit zuschreiben, wird ihr weitaus höhere Beachtung zuteil. Es ist daher kein Wunder, dass fast 75% der Frauen einer Beschäftigung außerhalb des Heimes nachgehen und Millionen von Kindern den größten Teil des Tages der Betreuung anderer überlassen.
Wird der Wert der Mutterschaft herabgesetzt, überträgt sich dies auch auf die Kinder, die bemuttert werden müssten. Kinder werden nicht länger als kostbare kleine Geschöpfe betrachtet, die ihren Betreuern Erfüllung und Freude bereiten, die mit nichts zu vergleichen ist. Vielmehr sind Kinder „Gören“, „Bälge“, „kleine Ungeheuer“ – Belästigungen, der Ursprung von Stress, Störenfriede der Freiheit und des Vergnügens. 125.000 Abtreibungen bestätigen täglich weltweit, dass die Gesellschaft ihre Kinder nicht mehr schätzt.
Wenn es doch nur möglich wäre, unsere Gesellschaft umzustimmen! Wenn doch jeder Mann und jede Frau den unschätzbaren Wert eines jeden Kindes erkennen würde! Wenn sich doch jede Mutter tief innerlich der hohen Ehre bewusst würde, die ihr zuteilwird, sobald ein Kind sein Leben in ihrem Leib zu leben beginnt! Wenn sie doch nur die beispiellose Erfüllung erkennen würde, welche die Mutterschaft bietet!
Allerdings sind die Freuden und die Genugtuung des Mutterseins nicht in dem Moment garantiert, in dem ein Säugling in die Arme seiner Mutter gelegt wird. Auch bringt die Tatsache, dass eine Mutter nun daheim bleibt, nicht automatisch die große Freude und Befriedigung der Mutterschaft mit sich. Doch welche Freuden erwarten eine Mutter, die den Wert der Mutterschaft wirklich erkennt und zu einer wahren Mutter wird! Wenn sie sich der Rolle der Mutter vorbehaltslos und völlig hingibt, wird sie feststellen, dass das Muttersein die ehrenwerteste Karriere ist, die sie sich je hätte wählen können.
Ist die Mutterschaft lediglich ein Nebenjob oder eine To-Do-Liste im Leben und widmet man ihr gerade genug Zeit, um das Notwendigste zu erledigen, so verliert sie all ihren Reiz. Strömt aus ihr jedoch bei allem, was sie tut, eine leidenschaftliche Liebe zu ihren Kindern, merkt sie plötzlich, dass all die niederen Tätigkeiten des Mutterseins, wie Betten machen, einkaufen, den passenden Stoff für Schonbezüge finden, Butterbrote mit ihren Kindern essen und die Kinder der Pfadfindergruppen herumkutschieren, ihr Herz mit überfließender Freude und tiefer Zufriedenheit erfüllen, wenn sie abends neben ihrem Mann liegt.
Mütter, lasst es nicht zu, dass ihr eurer hohen Berufung beraubt werdet! Gebt euch nicht dem Einfluss hin, der versucht, euch weiszumachen, ihr wäret weniger erfolgreich oder geschätzt, wenn eure vier Wände keine eingerahmte Master-Urkunde vorweisen. Begrüße die Mutterschaft! Heiße alles willkommen: die niederen Tätigkeiten, das repetitive Trainieren, die Schwierigkeiten. Genieße alles: die Liebkosungen, die neuen Entdeckungen, das unschuldige Gelächter, die reine Liebe eines Kindes! Wenn eine Mutter zum Wohl ihres Kindes alles opfert, erkennt sie, dass es ihr, indem sie dies tut, selbst am Ende gleichermaßen zum Wohl gedient hat.
Der Segen rückhaltloser Mutterschaft geht jedoch weit über jede einzelne Mutter und jedes individuelle Kind hinaus.
Seitdem die Mutterschaft im letzten Jahrhundert so offensichtlich angegriffen wurde, hat unsere Gesellschaft über die Maße darunter gelitten. Scharen von Kindern wurden hauptsächlich mit Hilfe von Kindertagesstätten und dem öffentlichen Schulsystem herangezogen. Die Auswirkungen sind herzzerreißend. Wie viele Verbrechen, Schwangerschaften im Teenagealter, Süchte und Selbstmorde, ja, wie viele Ängste und Depressionen hätte man verhindern können, wenn diese Kinder gewusst hätten, dass eine liebende, hingebungsvolle Mutter daheim auf sie wartet, welche bereit und imstande ist, ihnen auf dem tückischen Weg ins Erwachsenenalter zu helfen?
Mütter, es ist Zeit, dass ihr euch eures unvergleichlichen Wertes und der überwältigenden Verantwortung, die auf euch ruht, bewusst werdet! Die Herzen eurer Kinder sehnen sich nach euch. Sie brauchen dringend eure unerschütterliche Liebe und eure treue Leitung. Eine zerbrochene Gesellschaft ruft nach euch. Wir brauchen eure kämpferische mütterliche Natur, die uns vor Satans Angriffen schützt. Wir brauchen eure lindernde Berührung, euren weisen Rat, eure aufopfernde Arbeit. Unsere Zukunft hängt größtenteils von den Müttern von heute ab. O Mutter, kannst du die Berufung deines Lebens einfach so ignorieren?