Das Buch der Offenbarung, das in Symbolen spricht, kann nicht verstanden werden, wenn man eine buchstäbliche Deutung anwendet. Hier geraten viele ins Wanken und missbrauchen die Schriften „zu ihrem eigenen Verderben” (2Pt 3:16), wie es auch bei Kapitel 20 der Fall ist.
Betrachten wir zunächst den Kontext dieses Kapitels. Es ist die Geschichte von der Zeit der morgenzeitlichen Gemeinde bis zum Tag des Jüngsten Gerichts. Die Verse 1-3 offenbaren die Ereignisse in den Tagen von Petrus und Paulus.
„Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist, und band ihn für 1 000 Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloss ihn ein und versiegelte über ihm, damit er die Völker nicht mehr verführen kann, bis die 1 000 Jahre vollendet sind. Und nach diesen muss er für kurze Zeit losgelassen werden.“
Die ersten Brüder, ausgerüstet mit einer Kette und einem Schlüssel, welche die bindende Kraft des Wortes Gottes darstellen, ergriffen den Drachen und warfen ihn in einen Abgrund. Der Apostel Johannes hatte dies zu seinen Lebzeiten persönlich miterlebt und daran teilgenommen.
Was ist der Drache?
Was ist dieser Drache? Er wird erstmals in Offb 12 als Feind dargestellt, der die zum Christentum Neubekehrten verschlingen will. Kapitel 12 bezieht sich auf dieselben Ereignisse wie Kapitel 20. Womit sahen sich die Engel (griechisch: Boten oder Gesandte) zu ihrer Zeit konfrontiert? Mit einem „alten“ heidnischen Glaubenssystem. Wir lesen im gesamten Alten Testament von seiner Wirkungsweise.
„Und so wurde der große Drache niedergeworfen, die alte Schlange, genannt der Teufel und der Satan, der den ganzen Erdkreis verführt” (Offb 12:9). „Genannt der Teufel”, was bedeutet, dass es sich um ein teuflisches System handelt. Jesus sagte einmal zu Petrus: „Weiche von mir, Satan [Gegner]!“ (Mk 8:33). Das prämillenaristische Haus aus Sand stürzt ein, wenn wir die Sinnbilder verstehen. Es ist nicht Satan selbst, der gebunden ist, denn er ist seit dem Garten Eden losgelassen und wird es auch bleiben bis die Posaune erschallt. Wenn es Satan selbst ist, sollen wir dann glauben, dass der Teufel wie ein buchstäblicher roter Drache mit sieben Köpfen aussieht, wie in Offb 12:3 beschrieben?
Das Heidentum wurde durch das Evangelium besiegt und viele gaben ihre Götzen auf, um dem lebendigen Gott zu dienen. Die Verkündigung des Wortes Gottes sprengte die Ketten der Auswirkung des Drachen.
„Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und ich sah die Seelen derer, die enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen.“ (Offb 20:4).
Wo findet die tausendjährige
Herrschaft statt?
Diese Menschen herrschen tatsächlich, denn sie sitzen auf Thronen; doch wo findet dies statt? Wenn man versteht, dass „jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden” ist (Eph 3:15), hilft es, dieses besondere Geheimnis zu lösen. Nach dem Leben auf der Erde setzt die Gemeinde Gottes ihre Herrschaft der Gerechtigkeit im Himmel fort. Hier wird keine Herrschaft auf Erden erwähnt. Die Szene, die Johannes vor Augen geführt wird, ist das Paradies, das Land der Ruhe für verstorbene Heilige; hier sieht er die Gläubigen, die während dieser langen Zeit den Verfolgungen und den Gefahren der falschen religiösen Systeme Satans ausgesetzt waren.
Dies ist der einzige Hinweis auf eine tausendjährige Herrschaft in der gesamten Bibel. Es sind nicht buchstäbliche tausend Jahre – nicht in diesem Buch! Wir können das Gesetz der biblischen Hermeneutik nicht brechen. Alle in der Offenbarung erwähnten Zahlen sind ohne Ausnahme symbolisch. Es bedeutet einfach eine sehr lange Zeitspanne. Vers 4 umfasst einen Zeitraum von der morgenzeitlichen Gemeinde bis zum Erschallen der siebten Posaune, das ungefähr 1980 war, als die tausend Jahre „vollendet“ waren.
Das Malzeichen des Tieres
Wir sehen das Fortschreiten der Zeit innerhalb dieses Zeitabschnitts mit der Erwähnung des Aufstiegs des Tieres und seines Bildes. Diese werden zum ersten Mal in Kapitel 13 vorgestellt und stellen zwei falsche Religionssysteme dar, nämlich das Papsttum und den Protestantismus, die auch die wahre Gemeinde bekämpften und verbargen. Diejenigen, die dem Geist und den Lehren dieser Tiere entkommen sind und sich nicht von ihren Irrtümern verführen ließen, erfreuen sich einer himmlischen Herrschaft.
Jeder trägt entweder das Malzeichen des Tieres oder das Malzeichen Gottes (Offb 14:1); ein Malzeichen des Falschen oder des Wahren.
Die erste Auferstehung
„Die Übrigen der Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die 1 000 Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht.” (Offb 20:5-6)
Während dieser tausendjährigen Zeitspanne war das Erlösungswerk unter den Menschen eingeschränkt und wurde durch die Täuschung der falschen Religion behindert. Aber nachdem die tausend Jahre vorüber waren, begann die klare Botschaft der siebten Posaune zu ertönen und die Toten fanden wieder Leben. Auferstehung bedeutet, aus einem toten Zustand auferweckt und lebendig gemacht zu werden – ein wahres Wunder! Und so ist es auch für Sünder, die echte Erlösung erfahren. Sie werden wiedergeboren, sind nicht mehr „tot [in] Übertretungen und Sünden“ (Eph 2:1), und sind „vom Tod zum Leben hindurchgedrungen“ (Joh 5:24). Dies ist die glorreiche erste Auferstehung. Daran teilzuhaben, macht einen „glückselig und heilig“. Wahrhaft gesegnet, denn „über diese hat der zweite Tod keine Macht“!
Als er im weiteren Verlauf dieses Kapitels vom Gericht vor dem großen weißen Thron spricht, erklärt er deutlich, dass es sich um den „zweiten Tod“ handelt (Vers 14). Ohne Erlösung wird der zweite Tod, der das Jüngste Gericht ist, schreckliche Macht über dich haben.
„Und wenn die 1 000 Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden, und er wird ausgehen, um die Heidenvölker zu verführen, die an den vier Enden der Erde leben, den Gog und den Magog, um sie zum Kampf zu versammeln, deren Zahl wie der Sand am Meer ist. Und sie zogen herauf auf die Fläche des Landes und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie.“ (Offb 20:7-9)
Das Loslassen des Drachen
Als das Heidentum unterbunden wurde, hatte es keinen bedeutenden Einfluss mehr auf die Welt. Indem dieser Geist losgelassen wurde, lebte er – zusammen mit jedem anderen falschen System – wieder auf. Dies ist bereits geschehen und hat zu dem Chaos geführt, das wir heute sehen! Satan wird durch jeden antichristlichen Geist und jedes antichristliche System losgelassen, das seit dem Garten Eden jemals auf der Erde gewirkt hat. Voller Zorn und voller Absicht, die Nationen zu täuschen, befinden wir uns im Kampf unseres Lebens – dem letzten im Kampf von Harmagedon. Er umringt die Gemeinde, denn es ist ein Kampf gegen Gott und alle moralischen und gerechten Prinzipien.
In Vers 3 heißt es: „…muss er für kurze Zeit losgelassen werden“. Vers 9 lässt uns wissen, dass nach dieser kurzen Zeit „Feuer von Gott aus dem Himmel herab[fiel] und [sie] verzehrte“. Auf dem Höhepunkt dieses entscheidenden Konflikts wird Gottes Zorn in einem glorreichen Vorgericht über Babylon hereinbrechen und die Fülle des Bösen ans Licht bringen. Die Prophezeiung von Offb 16:18-19 spricht davon: „…ein großes Erdbeben geschah, wie es dergleichen noch nie gegeben hat, seit es Menschen gab auf Erden, ein solch gewaltiges und großes Erdbeben…und Babylon, der Großen, wurde vor Gott gedacht, damit er ihr den Becher des Glutweines seines Zornes gebe.“
Kurz darauf wird die Posaune erschallen und Gott wird diese Welt zum Gericht, welches am großen weißen Thron stattfindet, einberufen.
Schw. Susan Mutch
