„Sie wird aber einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ (Mt 1:21).
So schlicht und doch so weit greifend in ihrer Botschaft waren diese von einem Engel an Josef gerichteten Worte hinsichtlich der Geburt des Sohnes Gottes, der in diese Welt kommen sollte. Wie müssen sie das Herz des Zimmermanns, der sie zuerst hörte, begeistert haben und wie begeistern sie auch heute noch unsere Seelen! Die Schilderung nach Lukas teilt uns mit, wie Zacharias das Kommen des verheißenen Heilands empfand: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung bereitet, und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils in dem Haus seines Knechtes David, wie er es verheißen hat durch den Mund seiner heiligen Propheten, die von alters her waren: Errettung von unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen … dass wir, erlöst aus der Hand unserer Feinde, ihm dienten ohne Furcht in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor ihm alle Tage unseres Lebens.“ (Lk 1:68-75).
Seit hunderten von Jahren hatten Menschen auf einen Erlöser gewartet, auf einen, der den Kopf der Schlange zertreten würde. Lange hatte die Schöpfung unter der Last der Sünde geseufzt, und nun war der Erlöser gekommen, auf dem die Hoffnung aller Zeiten ruhte. Die himmlischen Heerscharen brachen bei Seiner Geburt in entzückenden Gesang aus. Worin bestand jedoch Seine mächtige Erlösung und was bedeutete sie für die Menschheit?
Die Trennung, die der Mensch im Garten Eden verursachte, als er seine erste Sünde verübte, war eine unvergleichliche Tragödie; dennoch ließ Gott die Menschheit nicht ohne Hoffnung zurück. Gott ordnete im Zeitalter des Alten Testaments ein vorübergehendes Verfahren von Tieropfern und äußerlichen Ritualen an, welches Vergebung ermöglichte, jedoch auf einen besseren Bund hinwies – einen Bund der Gnade. Christus, die Erfüllung des Gesetzes, leitete einen vollkommeneren Plan ein. Es war das Heil, das Christus der Menschheit darreichte; Vergebung, jedoch noch mehr als Vergebung – Bekehrung, eine neue Geburt, völlige Befreiung aus der Hand des Sündenfeindes. Dabei nimmt Er das steinerne Herz aus ihrem Leib und gibt ihnen ein fleischernes Herz, ein durch göttliche Liebe erweichtes Herz.
Das Heil setzt sich mit dem Problem der Sünde, diesem Zerstörer des menschlichen Geschlechts, welcher das böse Herz vergiftet, auseinander. Die Sünde scheidet den Menschen von Gott, weil die Seele in solch einem sündigen Zustand keine Gemeinschaft mit einem heiligen Gott haben kann.
Erlösung bewirkt nicht nur Vergebung für begangenes Unrecht, sondern auch eine gründliche Reinigung der Gesinnung und des Herzens. Sie wirkt ein Vergehen des Alten und ein Neuwerden aller Dinge (2Kor 5:17). Sie bewirkt ein neues Herz mit einem neuen Lebensziel und neuen Wünschen. Das Heil bringt einen Menschen dazu, die Sünde mit ganzer Seele zu hassen; jene üblen Dinge, die er einst verübte, zu verabscheuen; sich von ihnen abzuwenden wie jemand, der um sein Leben flieht; jedem unheiligen Gedanken, Akt und Umgang zu entsagen und in Neuheit des Lebens zu wandeln.
Das Heil schließt Reue ein; Reue wiederum beinhaltet mehr, als dass einem etwas lediglich Leid tut; vielmehr ist darunter eine völlige Umkehr und ein Gehen in die entgegengesetzte Richtung zu verstehen. Ein Mensch, der umgewandelt und von der Sünde errettet wurde, wird nicht länger von sündigen Begierden gefangen geführt. Er ist eine neue Schöpfung. Er ist nun ein Kind Gottes, dessen Name im himmlischen Buch des Lebens geschrieben steht. Er hat die Macht, diejenigen, die er einst hasste, zu lieben und er hat die Macht, inmitten einer verdorbenen Welt rein und heilig zu leben.
Ein Mensch, der Heil erlangen will, muss göttliche Reue erleben – ein Gefühl tiefer Betrübnis darüber, dass er Gott verletzt hat. Ihm tut nicht nur die Hoffnungslosigkeit seines eigenen Dilemmas Leid, er ist sich vielmehr bewusst, dass er den Allmächtigen beleidigt hat. Er sieht die Niederträchtigkeit seiner bösen Wege und erkennt, dass er vor Gott nichts ist. Er spürt, dass er nichts anderes als himmlischen Zorn verdient hat.
Paulus beschreibt in 2Kor 7:11 die Folge göttlicher Reue bei einem Menschen: „Denn siehe, wie viel ernstes Bemühen hat dies bei euch bewirkt, dass ihr in gottgewollter Weise betrübt worden seid, dazu Verantwortung, Entrüstung, Furcht, Verlangen, Eifer, Bestrafung!“
Erlösung ist eine eindeutige Erfahrung. So sicher wie der verlorene Sohn wusste, dass er seine Heimat erreicht hatte, weiß die Seele, wann sie die Sünde verlassen und Gott gefunden hat. Wenn der Sünder in Reue und Buße zu Gott kommt, wenn er sich Gott bewusst für Zeit und Ewigkeit übergibt, indem er sich im Glauben nach der Verheißung ausstreckt, streckt Gott Seine Hand nach diesem Sünder aus und wäscht ihn mit Seinem Blut weiß wie Schnee.
Die Herausforderung, das Seelenheil zu erlangen, liegt nicht im Verständnis desselben, denn es ist so unkompliziert, dass selbst ein Kind es erfasst. Die Herausforderung liegt in einer vollkommenen Übergabe. Erlösung fordert alles von einem Menschen: jede unheilige Bindung, jedes sündige Vergnügen, jedes Recht des eigenen Willens. Sie fordert eine völlige und lebenslange Treue gegenüber einem neuen Meister. Die Seele findet nun ihre Freude in Gott und ihre Erfüllung darin, Ihm wohlzugefallen. Ein nach Erlösung suchender Mensch sollte zuerst die Kosten erwägen. Der Weg des Heils ist schmal. Wenige kommen in Frage, weil nur wenige bereit sind, den vollen Preis zu zahlen.
Erlösung wurde durch Millionen von Bekennern, welche sie jedoch nicht besitzen, durch den Schmutz gezogen. Sie wurde zu einem bloßen Handaufheben und Lippenbekenntnis degradiert, ohne dass sie von einem veränderten Leben begleitet wird. Die wahre Erfahrung ist jedoch immer noch vorhanden. Es ist für einen Sünder immer noch möglich, ein Leben der Bitterkeit und Knechtschaft gegen ein Leben der Freiheit und süßen Gemeinschaft mit Gott einzutauschen. Uns wurde ein Heiland geboren, der die Menschen immer noch von ihren Sünden errettet.