Christus wird wiederkommen. Obwohl Er es schon lange hinausgezögert hat und die Menschen ein Jahrhundert nach dem anderen gewartet haben, ist Seine Verheißung immer noch genauso gewiss wie zu dem Zeitpunkt, als sie gegeben wurde. „So komme ich wieder“, sagte Er, „und werde euch zu mir nehmen.“ (Joh 14:3). Diese Welt wird ein Ende haben und das Ende ist nicht weit entfernt. Wir mögen immer noch am Leben sein, wenn die Himmel mit Krachen vergehen und die Erde unter uns in feuriger Hitze zerschmelzen werden.
Wie wird jedoch der Zustand der Gemeinde Christi sein, wenn Er wiederkommt? Die Gemeinde, die auf Golgatha erkauft wurde; die Gemeinde, die zu Pfingsten mit apostolischem Feuer aus dem Söller hervorbrach; die Gemeinde, die sich den Löwen und Scheiterhaufen furchtlos stellte – wird dies die herrliche Gemeinde sein, die Christus als Seine Braut bezeichnen und auf die Er Anspruch erheben wird? Wird es – wenn Er die Wolken mit feuerflammenden Augen und einem Angesicht, welches wie die Sonne leuchtet, durchbricht – ein Volk geben, das bereit ist, Ihm zu begegnen, welches in jedem Bereich gereinigt und fertig ist, seinem Erlöser freudig ins Antlitz zu schauen? Oder wird Er von einer verstreuten, uneinigen Handvoll kraftloser, religiöser Bekenner, deren schmeichelhafte Predigt die Sünder beruhigt und die davor zurückschreckt, den Irrtum beim Namen zu nennen, enttäuscht werden? Wird Er die Sadrachs, Mesachs und Abednegos vorfinden, wie sie sich bereitwillig vor den Götzen ihrer Zeit niederwerfen?
Eine glorreiche Braut ist das auf Golgatha erworbene Recht Christi. Er scheute keine Mühe, keinen noch so großen Schmerz, keine Menge an Blut, um sich genau die Gemeinde zu erkaufen, nach der Er sich sehnte. Sein Blut wurde nicht als eine Lizenz dafür vergossen, dass eine ihr eigenes Fleisch befriedigende Menschheit mit gutem Gewissen auf Seine Kosten sündigen kann; es wurde vielmehr vergossen, um der Menschheit eine höherwertige geistliche Erfahrung zu erkaufen als wie sie die Bekenner besaßen, und den Menschen eine neue Geburt des göttlichen Lebens und der Sünden-überwindenden Kraft zu bieten. „Der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und für sich selbst ein Volk zum besonderen Eigentum zu reinigen, das eifrig ist, gute Werke zu tun.“ (Tit 2:14). Die Leidenschaft, die den Sohn Gottes auf den Hügel Golgatha trieb, um dort Sein Leben zu opfern, spornt Ihn mit demselben Eifer an, von Seinem Volk den Maßstab der Heiligkeit und Hingabe zu verlangen, welchen Er dort rechtsmäßig erwarb. Sicherlich wird Er sich am großen Tag des Jüngsten Gerichts weigern, sich mit jenen zu identifizieren, die weniger als den biblischen Maßstab der Heiligkeit haben; Er wird vielmehr die Übertreter der ewigen, feurigen Strafe übergeben.
Die Schrift versichert uns, dass Christus tatsächlich nach etwas Herrlichem wiederkommen wird. Paulus verkündet im Epheserbrief: „Damit er sie sich selbst darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, so dass sie weder Flecken noch Runzeln noch etwas Ähnliches habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei.“ (Eph 5:27), und sagt uns im Römerbrief, dass Er eine beschleunigte Abrechnung in Gerechtigkeit durchführen wird (Röm 9:28). Sacharja sah bereits vor langer Zeit den Evangeliumstag und prophezeite, dass es zur Abendzeit Licht sein würde (Sach 14:7). Indem das 20. Kapitel der Offenbarung einen Überblick über das gesamte Evangeliumszeitalter gibt, sagt es vorher, dass das letzte Ereignis vor dem großen Gerichtstag ein herrlicher Sieg für die Stadt Gottes und ein schweres Gericht sein wird, welches auf ihre Feinde herniederprasselt.
Der Anbruch des Evangeliumstages war zweifellos herrlich. Die Wahrheit wurde mit Freimut gepredigt und Seelen wurden täglich zur Gemeinde hinzugefügt. Sie hatten liebliche Gemeinschaft miteinander und lebten in der vollen Kraft des Evangeliums. Dann kam der „Abfall“, weil Einzelne nicht gewillt waren, den Preis zu zahlen und von dem Maßstab, der durch Christus und Seine Apostel verkündigt wurde, zurückwichen und sich mit einer lauwarmen, abgefallenen Religion zufriedengaben. Sie bezeichneten sich als Gottes Gemeinde, wobei sie nicht Gottes Gemeinde waren, und warfen durch ihre Heuchelei eine finstere, undurchdringliche Wolke über die Wahrheit.
Indem die Menschen diese verfinsterte Form der Religion allmählich annahmen, ging der Gesellschaft im Großen und Ganzen die Vorstellung darüber, wie die Gemeinde zu sein hat, verloren. Reformatoren wie Menno Simons und John Wesley sprachen sich deutlich gegen die Verdorbenheit innerhalb der religiösen Welt aus und wurden von Gott gebraucht, um gewisse Wahrheiten zurückzubringen, ihre Nachfolger jedoch verloren oftmals die Vision, die diese einst hatten. Um das Jahr 1880 gingen D. S. Warner und eine treue, inbrünstige Schar aus dem religiösen Babylon aus und begannen ein herrliches, wiederherstellendes Werk. Nur zu bald wurde ihr Werk jedoch durch Kompromisse zum Stillstand gebracht, indem sie durch Menschen ersetzt wurden, die nicht ihres Geistes waren. Prediger scheiterten darin, die ganze Wahrheit zu verkündigen und ein schrecklicher Zeitabschnitt, der in der Offenbarung als „eine Stille“ bekannt ist, ließ sich auf die Welt nieder.
Wir sehen etwas Vergleichbares in der Geschichte des alttestamentlichen Israels. Die weltberühmte Herrlichkeit des Königreichs Salomos wich vor dem Götzendienst, indem degenerierte Könige ihr Volk von Gott abwendig machten und ihre Macht als Nation verloren. Gute Könige führten eine teilweise Reform herbei, aber nach ihrem Abscheiden glitt die Nation erneut zurück in die Sünde. Siebzig lange Jahre schmachvoller Gefangenschaft verbrachte Israel im Land Babylon, doch die Propheten Gottes brachten Botschaften der Hoffnung und Wiederherstellung. Die Herrlichkeit Gottes sollte wiederkehren und der Tempel sollte aufs Neue erbaut werden. Israel sollte nicht länger zerstreut sein, sondern in sein eigenes Land zurückkehren und dort gedeihen. Und so geschah es. Ein Befehl wurde erlassen, Esra führte das Volk heraus und der Wiederaufbau des Tempels begann. Obwohl der Fortschritt eine Zeitlang durch Schwierigkeiten unterbrochen wurde und Jahre der Untätigkeit vergingen, sorgte der Herr dafür, dass die Wiederherstellung des Tempels beendet werden sollte. Er sandte Sacharja und andere treue Propheten, um die Menschen wieder aufzurütteln, und der Bau des Tempels wurde unter ihrer inspirierten Prophetie vollständig abgeschlossen.
So wunderbar die Wiederherstellung des Tempels auch in den Tagen Sacharjas war, dennoch erwarteten die alttestamentlichen Prophezeiungen eine bessere Erfüllung im Evangeliumszeitalter. Heute, wie auch damals, können wir eine Fertigstellung des Bauwerkes, welches Gott begonnen hat, erwarten. Heute, wie auch damals, können wir eine Wiederherstellung der Dinge erwarten, die verdunkelt wurden. Jesajas Prophezeiung findet eine direkte Erfüllung in unseren Tagen: „Und die aus dir [hervorgehen,] werden die Trümmer der Vorzeit wieder aufbauen, du wirst die Grundmauern früherer Geschlechter wieder aufrichten; und man wird dich nennen ‚Der die Breschen vermauert und die Straßen wiederherstellt, damit man [dort] wohnen kann‘.“ (Jes 58:12).
Die Notwendigkeit einer Wiederherstellung vor der Wiederkunft Christi ist offensichtlich. Nicht alles um uns herum, was den Namen Christi beansprucht, ist herrlich. Flecken, Runzeln und schreckliche Verunreinigungen sind in der religiösen Welt zur Genüge vorhanden. Orte, die behaupten, mit Christus Gemeinschaft zu haben, beugen sich der Welt, zwinkern der Sünde zu, hadern miteinander und weisen einen Mangel an wahrer Autorität, wahrem Gericht und wahrer Ordnung im Heiligen Geist auf. Betrachte den hoffnungslosen Zustand der Seelen, die diese Orte besuchen; Seelen, die weder persönliche Heiligkeit besitzen noch die Kraft des Neuen Testaments. Der Unterschied zwischen ihnen und der herrlichen Gemeinde der Bibel könnte nicht größer sein!
Besteht kein Bedarf an einer Stimme, welche die schläfrigen Scharen erweckt und von ihnen fordert, sich für die Wiederkunft Christi vorzubereiten? Besteht keine Notwendigkeit, die religiösen Trümmer wegzuräumen und den Maßstab des Wortes Gottes hochzuheben? Genauso wie der Herr vor Seinem ersten Kommen Johannes den Täufer aussandte, um die Herzen der Menschen vorzubereiten, so hat Er Seine Boten auch vor Seinem zweiten Kommen vor sich her gesandt, um Seine Pfade zu ebnen.
Diese Wiederherstellung findet in der Tat vor unseren Augen statt! Die Jahre der geistlichen Ungewissheit und der Stille sind vorbei. Die Jahre, in denen Müllablagerungen die geistliche Landschaft verschandelten und eingefallene Mauern Dinge hereinkommen und laufen ließen, wie es ihnen gefiel, sind vorbei. Der Tempel Gottes wird wieder erbaut und die Wahrheit wird in unverminderter Stärke verkündigt. Irrtümer werden offenbart und gerichtet. Täuschungen, falsche Bekenntnisse und fälschliche Auslegungen des Wortes Gottes werden durch das helle Licht des Evangeliums aufgeklärt. Die Posaune erschallt. Blitze und Donner unterbrechen die Stille, und die Stimme der letzten Boten Gottes durchdringt die Atmosphäre der Abgestumpftheit und des Irrtums.
„Sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er in die Posaune stoßen wird, soll das Geheimnis Gottes vollendet werden, wie er es seinen Knechten, den Propheten, als Heilsbotschaft verkündet hat.“ (Offb 10:7).
Bist du verwirrt? Bist du von religiösen Orten, an denen Christus sich nicht offenbaren kann, enttäuscht worden? Wanderst du auf der Suche nach etwas, das der Gemeinde des neuen Testaments entspricht, von Ort zu Ort? Es besteht keine Notwendigkeit, länger zu suchen. Gottes herrliche Gemeinde wird wiederhergestellt und ist hier! Die Zeit der Wiederherstellung ist gekommen.