Betrüge deine eigene Seele nicht! Heiligkeit ist von absoluter Notwendigkeit; ohne sie wirst du niemals den Herrn sehen (2Th 1:8-10). Es ist nicht absolut notwendig, in dieser Welt groß oder reich zu werden, aber es ist absolut notwendig, heilig zu sein. Es ist nicht absolut notwendig, Gesundheit, Kraft, Freunde, Freiheit und das Leben zu genießen, aber es ist absolut notwendig, heilig zu sein.
Ein Mensch mag trotz Mangel an weltlichem Wohlstand den Herrn sehen können, aber ohne Heiligkeit kann er den Herrn niemals sehen. Ein Mensch, der weder Ehre noch weltliche Anerkennung genießt, kann in die Glückseligkeit des Himmels gelangen, was ihm ohne Heiligkeit nicht möglich wäre. Ohne Heiligkeit hier auf Erden wird es im Jenseits keinen Himmel geben. „Und es wird durchaus nichts Unreines in sie eingehen.“ (Offb 21:27). Gott wird letztendlich die Tore der Herrlichkeit vor jeder Person, die ohne Herzensreinheit ist, verschließen.
Heiligkeit ist eine Blume, die nicht in natürlichen Gärten wächst. Menschen werden nicht mit Heiligkeit im Herzen geboren, so wie sie mit einer Zunge im Mund geboren werden. Heiligkeit ist göttlichen Ursprungs. Sie ist eine Perle von höchstem Wert, die in keiner Natur als nur in einer erneuerten Natur gefunden wird. Sie ist in keinem Herzen als nur in einem geheiligten Herzen zu finden. Es gibt in keinem natürlichen Menschen dieser Welt auch nur den geringsten Strahl oder Funken von Heiligkeit.
„Alles Gebilde der Gedanken seines Herzens [war] nur böse allezeit“ (1Mo 6:5). „Wie will der rein sein, der von der Frau geboren ist?“ (Hiob 25:4). Diese Fragestellung trägt eine starke Verneinung in sich: „Wie kann der Mensch rein sein?“ Es ist so, dass ein Mensch, der von einer Frau geboren wurde, nicht rein sein kann. Ein Mensch, der von einer Frau geboren ist, ist in der Sünde und sowohl unter dem Zorn als auch unter dem Fluch geboren. „Gibt es einen Reinen unter den Unreinen?“ (Hiob 14:4) „Wir sind allesamt geworden wie Unreine und alle unsere Tugenden wie ein beflecktes Kleid.“ (Jes 64:6). „Es ist keiner gerecht, auch nicht einer; es ist keiner verständig, keiner fragt nach Gott.“ (Röm 3:10-11). Jeder Mensch ist von Natur aus ein Fremdling, ja, ein Feind der Heiligkeit (Röm 8:7). Jeder Mensch, der in diese Welt kommt, kommt mit einem der Sünde und der Hölle zugewandten Gesicht, und einem Gott und der Heiligkeit zugewandten Rücken.
Unsere Natur ist derart verdorben, dass wenn ihr irgendein göttliches Gut vorgelegt wird, sie wie Feuer auf Wasser oder nassem Holz zischt. Legt man ihr jedoch das Übel vor, dann reagiert sie wie Feuer auf Stroh. Es ergeht ihr wie dem törichten Satyr, der sich beeilte, das Feuer zu küssen; es ist wie öliges Material, welches – wie Naturforscher sagen – das Feuer anzieht und ergreift, und dadurch verzehrt wird. Alle Menschen werden als Sünder geboren, und nichts als eine grenzenlose Kraft kann aus ihnen Heilige machen.
Alle Menschen möchten glücklich sein, und dennoch verabscheuen sie es von Natur aus, heilig zu sein. Es ist ganz offensichtlich, dass Heiligkeit für den Erhalt und die Errettung der Seele ebenso nötig ist, wie Nahrung notwendig ist, um den natürlichen Leib zu erhalten. Selbst wenn ein Mensch die Weisheit Salomos besäße, die Stärke Simsons, den Mut Josuas, die Taktik Ahitophels, die Erhabenheit Hamans, die Macht des Ahasveros und die Redegewandtheit des Apollos, würde ihn all dieses ohne Heiligkeit nicht erlösen.
Die Zeiten und Tage, in welchen wir leben, fordern Heiligkeit. Wenn du sie als Gnadenzeit betrachtest – von welchem Volk forderte Gott jemals größeres und höheres Engagement für Heiligkeit als von uns, die uns so viele Mittel, Wege und Hilfeleistungen zur Verfügung stehen, um uns heilig zu machen?
O, die Mühe, die Sorge, die Kosten, der Aufwand, den Gott bereits mit uns hatte und noch täglich hat, um uns heilig zu machen! Hat Er nicht in Vergangenheit Boten gesandt, und schickt sie auch jetzt noch, die früh aufstehen und spät zu Bett gehen, alles nur, um dich zur Heiligkeit anzuspornen? Haben nicht viele von ihnen ihre Zeit, ihre Kraft, ihre Inbrunst und ihr Leben damit zugebracht, dich heilig zu machen?
Was fordern die heiligen Satzungen, als ein heiliges Herz und ein heiliges Leben? Was fordern Tage des Lichts, als im Licht zu wandeln und die Werke der Finsternis von sich zu werfen? Was ruft die Stimme aller Gnadenmittel, wenn nicht: „O, strebe danach, gütig zu sein!“? Und was ruft die Stimme des Geistes anderes als: „O, strebe danach, heilig zu sein!“? Und was ruft die Stimme all der Wunder der Gnade, die Gott in deiner Mitte gewirkt hat, wenn nicht: „Seid heilig! Seid heilig!“?
Was könnte der Herr noch getan haben, dass Er nicht bereits getan hat, um euch heilig zu machen?
Wandte Er nicht heilige Hilfsmittel an, um dich auf himmlische Ebenen zu führen? Ging Er dir nicht bis auf den heutigen Tag mit heiligen Angeboten, heiligem Flehen, heiligem Ratschlag und heiligen Ermutigungen nach – alles nur, um dich heilig zu machen?
Und du nimmst es immer noch locker, bist immer noch stolz, immer noch weltlich, immer noch boshaft, immer noch eifersüchtig, immer noch streitsüchtig und immer noch unheilig?
O, was ist dies anderes, als den Herrn zu provozieren, alle Himmelslichter auszulöschen, deine Lehrmeister in die Ecke zu verweisen, deine Leuchter wegzustoßen, und Sein ewiges Evangelium – welches lange Zeit sprungbereit dastand, einem Volk zu senden, das es wahrscheinlich höher schätzen, inniger lieben, entschiedener verteidigen und gewissenhafter ausleben wird, als du es bis zum heutigen Tag getan hast (Offb 2:4-5; Jes 42:25)?
Ich glaube, dass es in der heutigen Zeit nichts Offensichtlicheres gibt, als den Aufruf, nach Heiligkeit Ausschau zu halten und zu streben. Beschwere dich nicht über die Zeiten, sondern höre auf, Böses zu tun, strebe danach, Gutes zu tun, und dann wird alles gut werden. Erlange ein besseres Herz, ein besseres Leben, und du wirst bald bessere Zeiten sehen (Jes 1:16-19).