Des Protestanten Dilemma

2023-10-17

Der Protestant befindet sich in einer Zwickmühle, er ist der leibhaftige Widerspruch. Er steckt immerzu in einem Schlammloch fest, das er hasst und zugleich liebt und aus dem er nur ungern herauskommt.

Er will ein Auto, das fährt. Er beteuert, dass er sich von ganzem Herzen danach sehnt – doch Gott bewahre, dass es Räder hat! Könnte er doch nur ein starkes, widerstandsfähiges Haus haben; doch ein Fundament – welch ein verfluchter Gedanke! Ketzerei! In welch tragischem Wirrwarr er sich doch befindet. Und so wälzt er sich hin und her, in dem verzweifelten Wunsch zu entkommen. Jemand ruft ihm zu und lässt ihn wissen, dass er Beziehungen zu denen hat, die ihm schnelle Befreiung verschaffen könnten, jedoch scheint er ebenso verzweifelt zu sein, dem Zurufen desselben auszuweichen. Vielleicht müssen wir daraus schließen, dass er sein Schlammloch liebt und den Anschein genießt, nach Befreiung zu suchen, während er den Gedanken hasst, dieselbe tatsächlich zu finden.

Er ringt die Hände über den gegenwärtigen Zustand der Gemeinde. So viel Spaltung. So viel Weltlichkeit. Was kann man tun, um unsere Jugend zu retten? Die Welt scheint die Kirche mit einer Flut von Irrlehren zu überschwemmen. Wie wird das bloß enden? Wird Christus den Glauben finden, wenn Er kommt? Hatte Christus nicht gesagt, dass die Pforten der Hölle nicht überwältigen können? „Wo ist die Gemeinde der Apostelgeschichte?“, murrt er vor sich hin. Ach, könnten wir doch die glorreichen Tage von Petrus und Paulus erleben! Betet um Erweckung!

Unterdessen kann er sich inmitten all seiner Schwierigkeiten wenigstens darüber freuen, dass er von der Menschenherrschaft befreit wurde. Er ist so dankbar, dass niemand über ihn herrscht, dass niemand zwischen ihm und Gott steht. Der Gedanke an eine derartige Ketzerei lässt ihn erschaudern. Gott bewahre uns vor dem Antichristen, vor dem der Apostel Johannes gewarnt hatte! Gott bewahre uns vor Menschen, die sich anmaßen, den Willen Gottes für die gegenwärtige Welt zu interpretieren! Und schon wendet er sich wieder den Nachrichten zu. Er ist sich nicht sicher, wohin das alles führen wird, aber zumindest ist er dankbar, dass Elon Musk Twitter übernommen hat, und er hofft, dass Donald Trump oder Ron DeSantis die nächsten Wahlen gewinnen werden. Sie könnten die Welt vielleicht retten. Das würde zumindest zur Schmerzlinderung beitragen. Da sitzt er nun und suhlt sich. Armer Protestant.

Jesus spricht in Mt 16:18 zu Petrus: „Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen.“ Hier wird eine siegreiche Gemeinde verheißen, die auf diesen Felsen gebaut ist. Auf welchen Felsen? „Und sie sind auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist.“ (Eph 2:20). Wir stellen also fest, dass Jesus und Petrus in diesem Fundament nicht voneinander zu trennen sind.

Jesus fährt in Mt 16:19 fort, ohne das Thema zu wechseln: „Und ich will dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.“ Hier übergibt Jesus Petrus die Schlüssel der Autorität über Sein Reich und reicht ihm mit dem Wort „was“ das gesamte Ausmaß für dessen Gebrauch dar. Das Schema war hiermit unwiderruflich festgelegt. Dies war unbestreitbar eine Voraussetzung dafür, dass die Gemeinde über die Pforten der Hölle triumphieren konnte. Als Jesus diese Erde verließ, wusste Er, dass die Gemeinde nicht triumphieren würde, wenn die Schlüssel bei Ihm blieben.

Der Protestant leugnet hartnäckig die Gültigkeit dieses Schemas über das erste Jahrhundert hinaus, während er gleichzeitig die Erfolge des ersten Jahrhunderts erwartet. Er behauptet, die Bilanz von Eph 4:12-14 zu begehren, nämlich zur Einheit des Glaubens zu gelangen, usw., während er die vorausgehende Anordnung und die Bedingungen für derartige Ergebnisse in Vers 11 ignoriert: „Und er hat etliche als Apostel gegeben.“ „O nein“, sagt der Protestant, „ich glaube an die Apostel, allerdings nur an die verstorbenen.“ Er glaubt, es reiche aus, sein Haus auf tote Apostel zu bauen, und erwartet, dass ein lebendiger Baum mittels irgendeines magischen Tricks auf einem toten Baumstamm gedeihen könne. Das ist des Protestanten Dilemma. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als immerzu das Spiel des Stöckchen-Aufsammelns zu spielen, nachdem die letzten Stürme sein Haus zerstörten, und mir scheint, es gefällt ihm so, denn er weigert sich, auf den Felsen zu bauen.

 

Br. David Kauffman

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