Gott oder den Menschen gefallen?

„Wenn ich noch Menschen gefiele, so wäre ich Christi Knecht nicht“ (Gal 1:10).

Um ein Christ werden zu können ist es nötig, dass man alle Menschengefälligkeit ablegt. Daraus lässt sich auch schließen, dass wenn jemand im Leben nur darauf aus ist, Menschen zu gefallen und sein Benehmen dieses immer wieder zur Schau stellt, dass er kein Christ oder Diener Christi sein kann. Die Motive eines Christen müssten höher sein und derjenige, dessen erhabenste Absicht es ist, seinen Mitmenschen zu gefallen, zeigt deutlich dass er kein Christ ist. Ein Freund Christi muss Ihm gefallen und sich nach dem Willen Gottes verhalten, ob es Menschen gefällt oder nicht.

Ferner lässt sich daraus schließen, dass das Leben und Verhaltung eines wahren Christen den Menschen nicht gefallen wird. Sie haben ein solches Leben – ein heiliges, bescheidenes und geistliches Leben – nicht gerne. Es stimmt, ihr Gewissen gibt zu, dass ein solches Leben richtig ist; dass sie oft gezwungen sind, positiv über das Leben der Christen zu sprechen und es zu loben. Sie sind gezwungen, ein echtes Kind Gottes zu respektieren und oft schenken sie ihm auch ihr Vertrauen. Auch sprechen sie mit Respekt über sie, wenn sie gestorben sind, aber das Leben eines bescheidenen, ergebenden und eifrigen Christen lieben sie nicht. Es entspricht nicht ihrer Lebensauffassung. Vor allem aber haben sie es nicht gerne, wenn ein Christ in einer solchen Weise lebt und sich verhält, dass seine Worte oder sein Leben sie straft, oder dass seine Religion sich in ihr Streben oder Vergnügen einmischt. Daraus lässt sich folgern:

1. Ein Christ darf nicht erwarten, dass er Menschen gefallen wird. Er darf deswegen nicht enttäuscht sein, wenn dem so ist. Sein Meister gefiel der Welt auch nicht, und dem Jünger sollte es genügen, zu sein wie sein Meister war.

2. Ein bekennender Christ, insbesondere ein Prediger, sollte beunruhigt werden, wenn die Welt ihm schmeichelt und ihn streichelt. Er sollte entweder darum besorgt sein, dass er nicht so lebt, wie er sollte und dass Sünder ihn so gerne haben, weil er ihnen sehr ähnlich ist und er sie gutheißt, oder aber dass sie ihn dazu bringen möchten, seine Religion zu verleugnen um ihnen gleichförmig zu werden. Der leichtfertigen Welt ist es ein großer Gewinn, wenn sie durch ihre Liebkosungen und Aufmerksamkeiten ein Christ dazu bewegt, wegen einer Party eine Gebetstunde zu versäumen, oder sein geistliches Leben aufzugeben, um sich in politische Projekte zu verwickeln. “Wehe“, sprach der Erlöser, „wenn alle Menschen gut von euch reden“ (Luk 6:26).

3. Einer der größten Unterschiede zwischen Christen und der Welt ist dieser, dass das Bestreben des Christen ist, Gott zu gefallen; die Welt dagegen möchte den Menschen gefallen. Das ist ein ausschlaggebender Unterschied.

4. Hieraus folgt, dass wenn Menschen Christen werden sollten, sie aufhören müssten, Menschen zu gefallen. Sie müssen gewillt sein, auf Verachtung und Missbilligung zu stoßen. Sie müssen gewillt sein, verfolgt und verachtet zu werden. Sie müssen gewillt sein, alle Aussichten auf Lob und Schmeichelei von Seiten der Welt beiseite zu legen und sich damit begnügen, von Herzen Gott zu gefallen.

5. Wahre Christen müssen sich von der Welt unterscheiden. Ihre Ziele, Gefühle und Absichten müssen ganz anders als die der Welt sein. Sie sollten ein ganz besonderes Volk sein, willig, auch als ein solches betrachtet zu werden.

Albert Barnes

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