Eine Exegese von 1Korinther 14:34-37 und 1Timotheus 2:12
„Eure Frauen sollen in den Gemeinden schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie es auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist für Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden.” (1Kor 14:34-35). Worte könnten es kaum deutlicher ausdrücken. Wir brauchen nur noch herauszufinden, ob das Gebot des Schweigens nur den Frauen in Korinth galt oder auch allen anderen Frauen in den übrigen Ortsgemeinden.
Schon ein kurzes Betrachten des Urtextes zeigt uns, dass das Wort, das hier mit „Frauen“ übersetzt wurde, auch mit „Ehefrauen“ übersetzt werden kann. Das geht auch aus dem Zusammenhang des Schreibens hervor. „Sie sollen sich unterordnen, wie es das Gesetz sagt.”
Hier wird auf 1Mo 3:16 Bezug genommen, wo Gott der Ehefrau ihren Platz zuweist, indem Er sie wissen lässt, dass ihr Mann über sie herrschen und ihr Haupt sein wird. „Sie sollen daheim ihre eigenen Männer fragen.” Dies beweist zu Genüge, dass diese Worte an Ehefrauen und nicht an Frauen im Allgemeinen gerichtet sind.
„Wie nun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder von euch etwas: einen Psalm, eine Lehre, eine Sprachenrede, eine Offenbarung, eine Auslegung; alles lasst zur Erbauung geschehen!” Der Apostel wollte in diesem Kapitel sicherstellen, dass sich die Heiligen bei ihren Zusammenkünften erbauen. Daher wird in den Versen 27-32 gezeigt, wie das Reden in Zungen (Sprachen) und das Weissagen ordnungsgemäß ablaufen sollten. Diese Anweisungen sollten so genau befolgt werden, dass nämlich lieber ein Gebot des Schweigens erlassen werden sollte, als dass eine Übertretung stattfindet. „Ist kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde.” (V. 28). „Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie in allen Gemeinden der Heiligen.” (V. 33).
Wir folgern aus dem Gelesenen, dass an diesem Ort viele Frauen keinen Gehorsam leisteten. Sie erhoben ihre Stimmen in den öffentlichen Versammlungen auf dominierende Weise, ohne ihre Männer zu beachten oder die Gemeinde zu erbauen. Da ihre Reden in der Gemeinde Verwirrung und Unordnung anrichteten, wurden sie angewiesen, zu schweigen, nicht, weil sie Frauen waren, sondern weil sie außerhalb der Ordnung waren.
Dies stimmt wiederum mit der vorherigen Anweisung für den Mann, der in Sprachen redet, überein. Wäre er nicht im Stande, ordentlich und anständig in einer Fremdsprache zu sprechen und damit die gesamte Gemeinde zu erbauen, sollte er lieber schweigen. „Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde, er mag aber für sich selbst und für Gott reden.” (V. 28).
Im 11. Kapitel derselben Epistel werden wir in den Versen 4 und 5 darauf aufmerksam gemacht, dass sowohl Männer als auch Frauen in der Gemeinde der Heiligen reden, denn es heißt von beiden, dass sie beten und weissagen. Nun wollen wir dem Schreiber der Epistel Gelegenheit geben, das Wort „weissagen“ selbst zu definieren: „Wer aber weissagt, der redet für Menschen zur Erbauung, zur Ermahnung und zum Trost.” (1Kor 14:3).
Nach Kapitel 11 durften Frauen, ebenso wie die Männer, in einer öffentlichen Versammlung das Wort führen, denn es war ihnen erlaubt, zu weissagen. Gott gab Frauen das Recht, zu den Menschen zu reden, damit diese in den göttlichen Dingen erbaut würden. Frauen war es gestattet, zu reden, um Menschen zur Liebe und zu guten Werken anzuspornen. Mit ihren Worten trösteten die Frauen der Gemeinde öffentlich die Herzen der Kinder Gottes.
Sowohl Männer als auch Frauen waren im Stande, unter der Leitung Gottes das Wort Gottes so hervorzubringen, dass es Sündern die Gerichte Gottes sowie die verborgenen Geheimnisse ihres Herzens offenbarte. Laut 1Kor 14:24-25 fielen Sünder reumütig auf ihr Angesicht und beteten Gott an. Dadurch wurde bestätigt, dass Gott sich zu jedem gesprochenen Wort bekannte. Paulus nannte dieses „weissagen“ und es wurde sowohl von Männern als auch von Frauen in christlichen Versammlungen praktiziert.
Mit diesem vorhergehenden Verständnis ist es ausgeschlossen, dass Paulus allen Frauen in allen Ortsgemeinden das Schweigen auferlegte. Ihm ging es in 1Kor 14 also nicht um „Männer im Gegensatz zu Frauen“, sondern vielmehr um „Ordnung im Gegensatz zu Unordnung“.
Die Bürde seines Herzens, die ihn zum Schreiben dieser Epistel bewog, galt nicht nur der Gemeinde zu Korinth, sondern auch allen gegenwärtigen Ortsgemeinden der Gemeinde Gottes – nicht nur den Frauen, sondern auch den Männern. Wenn jemandes Rede Verwirrung und Unordnung hervorruft, niemand im Herrn erbaut wird und dieselbe nur eine Kundgebung des Fleisches ist, so soll geschwiegen werden. „Alles Fleisch sei still vor dem Herrn, denn er hat sich aufgemacht aus seiner heiligen Wohnung.” (Sach 2:17).
„Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über ihren Mann herrscht, sondern sie soll sich still verhalten.“ (1Tim 2:12).
Viele empfinden es jedoch immer noch als sehr unnatürlich, wenn eine Frau predigt. Ihre wesentliche Sorge ist, dass die Frau außer Ordnung ist und über den Mann herrscht. Wiederum wendet sich Paulus hier an die Ehefrauen im Heim, denn er spricht von einem Mann und nicht von Männern im Allgemeinen. „Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über ihren Mann herrscht.” Das griechische Wort, das hier mit „Mann“ übersetzt wird, könnte auch mit „Ehemann“ übersetzt werden. Der nächste Vers bekräftigt diesen Punkt, denn ebenso wie in 1Kor 14 weist Paulus hier auf 1. Mose hin. Deshalb können wir mit Gewissheit annehmen, dass hier von dem Verhältnis des Ehemannes und der Ehefrau im Heim die Rede ist. „Denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva.”
Der Mann (Ehemann) ist das Haupt des Heimes und nicht der Gemeinde. Mit der Hilfe Gottes sorgt er in seinem Heim für Ordnung. Christus ist das Haupt der Gemeinde, Er, der Sohn Gottes, sorgt in Seiner Gemeinde für Ordnung. Zu herrschen bedeutet, sich die Autorität eines anderen anzueignen und dieselbe auszuüben, obwohl sie einem nicht zusteht. Die Frau sollte ihrem Ehemann ihre Meinungen nicht aufzwingen, denn dieses steht ihr nicht zu. Dies ist die einfache Bedeutung der Worte des Apostels.
Nach demselben Prinzip sollten sowohl Ehemänner als auch Männer im Allgemeinen Christus bezüglich Seiner Gemeinde nichts vorschreiben, denn es steht ihnen nicht zu. Männer müssen schweigen, wenn es um die Verteilung der Gaben und Berufungen Gottes geht. Gott setzt die Glieder im Leib, wie es Ihm gefällt und nicht, wie es dem Menschen gefällt (1Kor 12:18). Eine Frau, die zum Predigen berufen ist, kann durch das Verkündigen des Wortes Gottes nicht des Herrschens über den Mann beschuldigt werden, denn das Verkündigen des Wortes Gottes ist nicht eine Autorität, die ihr vom Mann gegeben wurde, und daher hat sie dieselbe auch nicht von ihm genommen. Sollte ein Mann einer von Gott berufenen Frau verbieten zu predigen, würde er sich damit der Autoritätsberaubung Gottes schuldig machen.
Die Welt wird fortwährend von den leblosen formellen Traditionen männlicher Prediger, die nichts weiter als gewählte Beamte sind, geplagt. Im Geist der Scheinheiligkeit schäumen sie ihre voreingenommenen Meinungen hinaus und versuchen, ihren Standpunkt mit ein paar Schriftstellen zu verteidigen, die sie eindeutig aus dem Zusammenhang herausgenommen haben Während sie wettern und toben, dass Gott eine Frau niemals zum Predigen berufen würde, übersehen sie, dass Gott sie selbst nie zum Predigtdienst berufen hat. Weil sie nun nicht zu den vom Heiligen Geist berufenen Predigern gehören, können sie lediglich Irrtum verkündigen und das Schlimmste, das es je gab, fördern, nämlich falsche Religion.
S. Hargrave